GamesCom 2011: Anno 2070 angespielt// Presse-Vorführung
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Larnak -
August 19, 2011 at 6:35 PM -
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Anno 2070 auf der Gamescom
Anno-Spiele gehören zur seltenen Gattung derjenigen Aufbauspiele, die auch im Massenmarkt größere Beachtung finden. Um das auch in Zukunft sicher zu stellen, hat man sich beim Entwickler Related Designs zu einem mutigen Schritt entschieden: Während die bisherigen Serienteile ihre Wurzel eher historisch im späten Mittelalter oder der Renaissance hatten, wird der neue Serienteil in die nahe Zukunft verlegt. Anno 2070 vermittelt somit in erster Linie vor allem eine ganz andere Atmosphäre als die Vorgänger. Wir hatten auf der GamesCom Gelegenheit, den Titel anzuspielen, einer Vorführung beizuwohnen und mit dem Producer des Spiels, Christopher Schmitz, zu sprechen.
Einige Fans haben sich angesichts des Settingwechsels vor allem die Frage gestellt, ob ein Spiel so fern des Mittelalters überhaupt noch ein Anno sein kann. Andere wiederum hofften, dass sich auch spielerisch vieles dem neuen Setting anpassen würde. Erstere können wir beruhigen, letztere müssen sich zumindest einer Tatsache bewusst sein: Auch Anno 2070 spielt sich im Kern wie alle bisherigen Serienteile, große Umwälzungen wird es nicht geben.
Die Turbine, um damit ... ?
Wir haben 15 Minuten lang die erste Mission der Kampagne spielen dürfen. Wer die Kampagne von Anno 1404 kennt, möge sich an dieser Stelle an die erste Mission dort erinnern – viel geändert hat sich nicht. Wir bekommen den Auftrag, bei der Verbesserung einer Turbine für ein großes Wasserkraftwerk zu helfen, wofür wir zunächst auf der Nachbarinsel eine kleine Siedlung gründen. Wie gehabt bekommen wir also ein Schiff mit Baumaterial, fahren hinüber zur unbesiedelten Insel und errichten ein Kontor am Strand, einen Marktplatz im Inneren der Insel und einige Wohnhäuser, denen wir mit Straßen den benötigten Zugang zum Markt bieten. Hier begegnen wir einer kleinen Verbesserung: Wohnhäuser müssen nicht zwingend einzeln gesetzt werden, sondern können, ähnlich wie es beispielsweise beim Pflanzen von Wald möglich war, bei gedrückter Maustaste gleich in Gruppen gebaut werden, was vor allem bei großen Siedlungsprojekten angenehm ist. Da wir unsere Einwohner zudem mit Fisch füttern müssen, brauchen wir nun mehr Bauzellen, das neue zentrale Baumaterial, das direkt aus dem Boden als Granulat gewonnen und dann zu Bauzellen weiterverarbeitet wird. Die Bauzellen lösen damit das Holz ab und stellen eine Art Betonplatten dar.
Während wir auf die Bauzellen warten, werfen wir einen kurzen Blick auf die Technik: Wie schon Anno 1404 sieht auch Anno 2070 umwerfend aus. Im Kern steckt dabei deutlich erkennbar die gleiche Engine, die im Detail aber durchaus noch verbessert wurde. So fallen uns vor allem die realistischer aussehenden Berge und besser animierten Flüsse positiv auf. Trotzdem soll sich Anno 2070 wieder gut skalieren lassen, sodass die Systemanforderungen kaum steigen. Der Stil der Menüs ist sehr schön an das neue Setting angepasst und unterstützt wunderbar die Zukunftsatmosphäre des Titels.
Mit den mittlerweile frisch produzierten Bauzellen bauen wir nun weitere Wohnhäuser und bekommen von einem Techniker außerdem den Hinweis, dass er für Arbeiten an der angesprochenen Turbine mehr Energie benötige. Ein Kohlekraftwerk muss her -- und wir kommen zum ersten Mal im neuen Anno in Kontakt mit einem wirklichen neuen Feature, der Energiebilanz. Die ist nichts anderes als ein Zahlenwert, der pro Insel ermittelt wird. Kraftwerke erhöhen diese Zahl, indem sie Energie bereitstellen, Betriebe reduzieren sie, indem sie Strom verbrauchen -- fällt der Wert unter Null, sinkt die Produktivität der Betriebe auf der betroffenen Insel. Wir errichten also einen mächtig aussehenden Kohlebagger und ein Kraftwerk dazu und unsere Energieprobleme sind für die nächste Zeit gelöst. Nach einigen weiteren gebauten Betrieben endet dann plötzlich die Messe-Demo des Spiels: Die für ein Spiel wie Anno 2070 viel zu kurzen 15 Minuten sind vorbei, wir werden ins Menü geworfen. Was es mit der Turbine auf sich hat, werden wir also frühestens Ende Herbst 2011 erfahren, wenn das Spiel erscheinen soll. Abgesehen also von der Tatsache, dass Anno 2070 sich an ganz klassische Anno-Regeln hält und sogar die Menüstrukturen nahezu vollständig von Anno 1404 übernommen hat – natürlich in anderem Stil – konnten wir hier nicht viel erfahren.
Unterwasser und Krieg
So leicht geben wir uns natürlich nicht geschlagen und machen uns auf den Weg zu einer Presse-Vorführung des Spiels. In der wird zunächst wieder eines bestätigt: Anno 2070 ist ein ganz klassisches Anno. Wir errichten Betriebe, versorgen die Bevölkerung mit verschiedenen Waren und Gebäuden und sorgen so für einen gesellschaftlichen Aufstieg. Uns werden nochmals die Fraktionen des Spiels erklärt: Zu den schon seit Ankündigung des Titels bekannten Ecos und Tycoons, die für ökologische beziehungsweise effiziente Wirtschaft und Entwicklung stehen und die zunächst zu Beginn des Spiels gewählt werden müssen, gesellen sich die Techs, die sowohl den Ecos als auch den Tycoons offen stehen und Zugang zum Forschungssystem des Spiels geben. Dabei lassen sich über zwei Forschungsgebäude Technologien oder Baupläne erforschen, die wichtig für den technologischen Fortschritt beider Fraktionen sind. Außerdem wurden die Unterwasserwelten des Spiels näher erläutert, die bereits vor einigen Wochen angekündigt worden waren und die im neuen GamesCom-Trailer (wir berichteten) erstmals in Bewegung zu sehen sind. Dabei handelt es sich um Unterwasserplateaus, die wie Inseln funktionieren und per U-Boot zugänglich sind. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie besonders reiche Rohstoffvorräte bieten, die dadurch von besonderem Interesse sind. Die dort geförderten Rohstoffe lassen sich beispielsweise mit einer Pipeline im Falle von Öl an die Wasseroberfläche transportieren, wo dann auch normale Schiffe sie abholen können.
Der letzte Abschnitt der Präsentation widmet sich einem Thema, bei dem sich Entwickler und Publisher bisher weitgehend in Schweigen hüllten: Dem Militärsystem. Nach Anno 1701, das auf traditionelle RTS-Steuerung in den Kämpfen setzte, krempelte Anno 1404 das Militärsystem um, so dass ihr nur noch Heerlager statt Soldaten bewegen musstet. Der damit veränderte Fokus der Schlachten weg vom taktischen hin zum auf strategische Aspekte fokussierten Kampf kam bei vielen Spielern nicht gut an. Mit Anno 2070 gibt es nun wieder ein neues System: Da Landeinheiten vor allem fummelig seien und sich in Städten leicht verlören, wird es im Spiel keine Landstreitkräfte mehr geben. Stattdessen sehen wir in einem Angriff auf eine Insel neben den obligatorischen Schiffen einige Flugzeuge, die in RTS-Manier gesteuert Raketen auf die feindlichen Flugabwehrstellungen feuern und die, so die Entwickler, alle Probleme mit dem Militärsystem nun ein für alle Mal lösen würden. Insgesamt ist hier nicht ersichtlich, warum darüber so lange der Mantel des Schweigens gebettet wurde. Wir finden das weder besonders spannend noch besonders revolutionär.
Während der Vorführung des Spiels wurde außerdem besonders betont, dass in Anno 2070 alles, vor allem Inseln und Städte, noch größer sei. Wir fragten deshalb später bei Christopher Schmitz nach, der uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte: Es hätte dort wohl ein Kommunikationsproblem gegeben, größer würden die Städte schon, man meine das aber vor allem in Bezug auf die Höhe der Gebäude. In der Fläche würden Inseln und damit auch Städte nicht größer, denn in Anno gehe es auch immer um effiziente Nutzung des Platzes als wichtiges Spielelement. Das komplette Interview lest ihr bald hier in der Annozone.
Fazit
Insgesamt sind wir uns nach dem, was wir gesehen haben, sicher, dass Anno 2070 einiges ganz sicher sein wird: Zum einen spielerisch ein würdiger Serienvertreter, zum anderen auf jeden Fall ein qualitativ sehr hochwertiges Spiel. Wir sind uns aber noch nicht sicher, ob das fertige Spiel beim Spielen auch den Eindruck eines neuen Spiels macht oder im Kern doch ein 1404 mit ein paar neuen Details sein könnte, denn dafür konnten wir das Spiel nicht lange genug testen. Stören wird das die Wenigsten: Wer allein schon den Wechsel des Settings schwer verdaulich findet, freut sich, dass wenigstens spielerisch alles beim Alten bleibt. Viele andere werden allein das geänderte Setting und die damit veränderte Atmosphäre als genug Veränderung verbuchen, um sich auf das Spiel zu freuen.
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