Wie bist du das Ganze angegangen – hattest du einen Plan, wenn ja, wie sah die Planungsphase aus, läuft sowas ab, wo fängt man an, wie entscheidest du, wo was hinkommt? Gesamtkonzept?
Ich hatte von Anfang an einen groben Plan für alle Regionen. Zuerst habe ich mir ausgerechnet, wie viele Einwohner es ungefähr am Ende in der alten Welt geben würde – hier hatte ich sogar mit etwas mehr gerechnet als es am Ende wurden.
Mit diesem Grundgerüst habe ich mich dann Schritt für Schritt durchgearbeitet: In jeder Region bin ich von dem ausgegangen, was ich bereits sicher wusste. Zum Beispiel habe ich in der alten Welt alle Inseln bis auf Crown Falls direkt mit Häusern geplant, in der neuen Welt war von Beginn an klar, dass alle Strom-Güter auf Manola produziert werden, und in der Arktis sollten alle Inseln für Bärenfelle genutzt werden.
Besonders gut lässt sich mein Vorgehen in der neuen Welt nachvollziehen: Ich habe mit der größten Insel begonnen, die sich am schlechtesten für Clipping eignet, und sie als Farminsel ausgelegt. Danach habe ich Inseln für Baumschulen geplant, anschließend das Clipping für Zelluloid, usw. So hat sich die Region nach und nach gefüllt. Einige Inseln, z. B. NW-O-klein-2, blieben sehr lange leer und wurden erst ganz am Ende für Zigarren und Aluminium genutzt.
Parallel dazu habe ich in der alten Welt alle Häuser aufgebaut, später dann finalisiert und zu Hochhäusern ausgebaut. Damit war relativ früh abschätzbar, wie viele Einwohner es ungefähr werden – was wiederum bei der weiteren Planung in den anderen Regionen sehr geholfen hat.
Kannst du einige Tools empfehlen, welche du im Rahmen deines Spieles benutzt hast, um dir manche Schritte zu erleichtern (Rechner, Layoutplaner etc.)? Was hältst du generell vom Einsatz von KI-Tools und computergestützten Optimierungstools?
Ich habe zu Beginn den Seed Finder genutzt, um einen optimalen Seed zu finden. Sehr intensiv verwendet habe ich das Optimization Tool Skyscraper Levels – hier habe ich viel getestet und experimentiert, um die maximale Einwohnerzahl pro Insel herauszuholen. Knackpunkt dabei war die Versorgung mit Ventilatoren: Ich wusste, wie viele Investoren damit versorgt werden können, und habe dann versucht, die Insel so mit dem Tool zu planen, dass genau diese Menge erreicht wird.
Zusätzlich habe ich mir relativ früh ein eigenes Excel-Tool für Arbitrage-Berechnungen gebaut. Ansonsten habe ich mit Excel berechnet, welche Waren ich versorgen werde.
Insgesamt habe ich aber versucht, möglichst wenige Tools zu verwenden und stattdessen so viel wie möglich direkt im Spiel zu planen, Depots habe ich z.B. selbst gebaut, obwohl es dafür ebenfalls ein Tool gibt.
Layoutplaner oder ähnliche Tools habe ich gar nicht genutzt. Generell finde ich den Einsatz von KI-Tools in Anno 1800 zwar faszinierend, aber für mich persönlich steht der Spielspaß im Spiel selbst im Vordergrund – ich hätte also auch komplett auf Tools verzichten können. Nur den Seedfinder würde ich gerne auch in zukünftigen Annos frühzeitig nutzen können.
Sind deine Pläne alle aufgegangen oder musstest du während des Spieles manchmal umdenken und umplanen und dir neue Strategien überlegen? Was hat dich dabei besonders überrascht, woran du nicht gedacht hattest ursprünglich?
Ja, ich musste häufiger umdenken und Pläne anpassen. Ein Beispiel ist die Arbitrage in der alten Welt: Ich dachte zuerst, dass die Extrawaren aus der Neuen Welt größtenteils ausreichen, um das System stabil zu halten. Schließlich wurden aber deutlich mehr Extraware benötigt. Deshalb habe ich dann zunächst Zigarren für alle Inseln selbst produziert und danach auch Hochräder zusätzlich gebaut.
Auch die Arbitrage-Möglichkeiten auf Crown Falls habe ich überschätzt: Ich hatte gedacht, dass der dreifache Lagerraum auch ungefähr den dreifachen Arbitrage-Ertrag bringen würde – das war aber natürlich nicht der Fall, weil die hohe Handelszeit von Captain Morris die Effizienz stark reduziert.
Ein weiteres Beispiel war die Farminsel mit dem endlosen Fest in der neuen Welt. Ich hatte dort mit einem Lagerhaus pro zwei Farmen eine sehr stabile Lösung gefunden. Später stellte sich jedoch heraus, dass nach einem Neustart die Farmen nicht mehr stabil liefen. Das fiel mir erst spät auf, weil ich damals noch meinen alten PC nutzte und meist den Ruhezustand statt eines Neustarts verwendet habe. Als ich das Problem bemerkte, musste ich die gesamte Insel neu planen: Nun verwende ich drei Farmen pro zwei Lagerhäuser.
Ich hatte außerdem in der neuen Welt erst als Item in Rathäusern den Feuerwehrchef George verwendet, um die Brandwahrscheinlichkeit zu reduzieren. Erst recht spät habe ich durch Zufall gesehen, dass Louis P. Hecate ein Einwohner mehr pro Haus bringt. Ich musste dann erst nochmal das Forschungsinstitut bauen, da ich das Item vorher schon größtenteils gespendet (also weggeschmissen) hatte.
Magst du uns kurz näherbringen, was in deinem Kopf vorgeht, wenn du eine Insel planst - deine Layouts sehen immer so makellos aus, wie kommt das? Was ist dein Geheimnis?
Hier kann ich leider kein großes Geheimnis lüften. Am Ende ist es größtenteils Erfahrung – und vor allem sehr viel Zeit, die ich ins Puzzeln und Verschieben der Häuserreihen investiert habe. Die große Symmetrie und die langen, gleichmäßigen Häuserzeilen ergaben sich dann mit der Zeit meist fast von alleine.
Gibt es etwas, worauf man bei der Planung von Inseln besonders achten muss, deiner Meinung nach?
Ich würde sagen, man sollte stets flexibel bleiben. Da die Rathaus-Items nicht mehr ganz so relevant sind, kann man auch die Rathäuser relativ flexibel auf der Insel platzieren. Das gibt einem dann Möglichkeiten, auch Rathäuser entsprechend noch etwas zu verschieben, um dann optimal Häuserreihen zwischen den Knotenpunkten Kaufhäusern und Öl- bzw. Gaskraftwerken zu bauen. Außerdem sollte man stets im Kopf behalten, dass ein Haus mehr immer deutlich mehr Einwohner bringt, als wenn zum Beispiel einige Häuser nicht von Kaufhäusern oder Strom versorgt sind.
Gibt es etwas, wo du denkst, wo andere Rekordbauer zu wenig darauf achten, worin sie deiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit aufwenden sollten?
Zunächst sollte man sich über alle Aspekte des Spiels selbst Gedanken machen und nicht einfach Dinge nachbauen.
Ein Punkt, der meiner Meinung nach oft zu wenig beachtet wird, ist die Betrachtung von Grenzkosten. Dabei geht es nicht nur darum, auszurechnen, welche Waren sich überhaupt lohnen zu versorgen, sondern auch darum, dass Dinge wie eine maximale Rathausabdeckung oder eine vollständige Versorgung mit Strom oder Kaufhäusern eben nicht zwangsläufig zur höchsten Einwohnerzahl führen.
Gibt es Aspekte und Strategien in deinem Savegame, die du besonders hervorheben und vorstellen möchtest, die man sich vielleicht auch nur mal als interessierter Spieler mal in deinem Savegame live ansehen sollte?
Ich würde sagen, das Meiste ist hier bereits an anderer Stelle beschrieben.
Wie hast du deine Logistik strukturiert (mit deinen tausenden Schiffen) - magst du uns einen kurzen Überblick über dein System geben? Schiffstypen/Item Kombos? Was war dir besonders wichtig? Wie kriegt man alles stabil?
Die meisten Schiffe werden für die Arbitrage verwendet. Hier nutze ich ausschließlich die Great Eastern und Zephyr-Luftschiffe, da sie den größten Lagerraum haben. Bei den Great Eastern verwende ich die nautischen Karte, Ermenegilda und ein +25% Geschwindgikeits-Item. Entscheidend war dabei auch, dass diese Items geforscht bzw. mit Besucherhäfen gefarmt werden können. Ansonsten hätte man auch noch den Schiffspropeller verwenden können. Beim Zephyr nutze ich das Luftschiff-Hebewerk und den Frachtverlader. Entscheidend ist hier die maximale Ladegeschwindigkeit, die Frachverlangsamung ist dabei nicht so schlimm. Dieselben Schiffe und Itemkombinationen nutze ich auch für den überregionalen Schiffsverkehr, welcher zwischen der Alten Welt/CF und den anderen Regionen verkehrt. Entscheidend ist hier auch, dass die Schiffe möglichst kurz bei den Anlegestellen in der Alten Welt/CF handeln. Im 8. Frachtslot ist jeweils der Kauf und Verkauf von Dampfwägen eingestellt, damit die Schiffe nur an den fortschrittlichen Anlegestellen anlegen. Nur zwischen Akrtis und Alte Welt/CF nutze ich Frachtschiffe, damit ich „auf Waren warten“ einstellen konnte, da die Dampfwägen auf dem 8. Frachtslot nicht gehandelt werden. Das „auf Waren warten“ ist hier notwendig, da es hier zu geringen Lagerplatz auf z.B. King William Island gibt um alle Waren über diese Insel zu schleusen. Zwischen den anderen Regionen nutze ich meist nur die Great Eastern, meist auch mit derselben Itemkombination. Innerhalb der Regionen außerhalb der alten Welt/CF nutze ich auch die Great Eastern, nur häufig mit dem Item Hans Eichendorf statt eines +25%-Geschwindigkeit-Items. Luftschiffe nutze ich hier kaum, da der Lagerplatz und die Anlegestellen hier größtenteils nicht limitierend sind.
Beim Transport von Waren aus der Neuen Welt schleuse ich die meisten Waren über Manola. Mit 8000 t Lager und fast 50 Anlegestellen bietet diese Insel dafür perfekte Möglichkeiten. Beim Transport von Waren aus Enbesa in die Neue Welt schleuse ich die meisten Waren über EN W groß, da sie günstig im Westen liegt und ebenfalls eine große Lagerkapazität hat. Der große Vorteil bei der Verteilung von Waren von einer einzelnen Insel zu vielen anderen Inseln ist, dass das Volllaufen von Lagern recht unkompliziert verhindert wird und die Versorgung von Gütern sehr exakt geplant werden kann.
Für Post nutze ich meist, die das Pegasus-Luftschiff, häufig nur mit dem Item Antriebsmechanikern, da dieses Item auch geforscht werden konnte. Die Luftschiffe sind sehr schnell, vor allem auch zwischen den Regionen.