Posts by Scipio Maior

    Salve,

    ich sage es mal so: vor vielen Jahren gab es mal unter Annospielern auch einige Leute, die sehr gerne geschrieben haben. "Dilettanten" im Wortsinne - nicht, weil unbedarft, sondern weil sie es gerne getan haben. Dabei gab es eine Vielzahl von Handlungssträngen, viele Personen, man spielte einen Charakter.

    Da würde ich ansetzen: nimm dir nicht so sehr die Charaktere aus dem Spiel zum Vorbild. Die Quintessenz der "historischen" Annos war stets der Aufbruch ins Ungewisse. Das gilt nicht nur für die Erkundung, sondern auch für die Personen, die da etwas zufällig zusammengewürfelt ankommen. Das bietet Möglichkeiten für interessante Charakterentwicklungen und -hintergründe. Ist die Person, die ich da treffe, wirklich das, was sie vorzugeben scheint? Hat sie eine Motivation, die ich noch nicht kenne? Und was bedeutet es, wenn sich im Angesicht von Herausforderungen anfangs unbekannte Leute gegenseitig helfen müssen? Die innere Gruppendynamik in einer (vorerst, je nach weiterführendem Plot) abgeschiedenen Welt ist da nicht ganz unspannend, besonders, wenn es Personen gibt, die vielleicht gar nicht das Gemeinwesen, sondern ihre eigenen Interessen im Sinn haben. Die innere Fragilität ist häufig ein größeres Problem als die äußere Bedrohung.

    Der Vorteil der in der Fremde gegründeten Kolonie ist auch stets, dass es bei den Charakteren zahlreiche "Originale" geben kann, die sich andernorts dem Konformismus mehr unterordnen müssen. Heißt: die Fremde provoziert den eher außergewöhnlichen Charakter. Historisch trifft das auf Freidenker, religiös Verfolgte, materiell Mittellose, aufgrund persönlicher Vorkomnisse Fortgereiste und vor Strafen und Konflikten Flüchtende zu. Der nette Holzfäller von nebenan kann eben ein ausgebüchster Ordensbruder oder ein ehemaliger Killer sein. Der in der Schänke arbeitende Kellner war ein Soldat der Abstand gewinnen will. Der Kaufmann kann wegen einer Intrige im Ausland gestrandet sein. Wir haben da so jahrelang unsere Erfahrungen mit dem Sujet "Siedler in einer Neuen Welt im Annoflair" gemacht, in verschiedenen Szenarien. Die Möglichkeiten, die da offenstehen, sind deutlich größer, als die Sujets, die das Spiel nur auf den ersten Blick zeigt.

    Nordstern

    Vorab: was ich bei Farthest Frontier schätze, ist, dass man am Anfang auch einen "Pazifismus-Modus" anstellen, und damit komplett friedlich spielen kann, und die Plündererstärke wiederum drei Stufen hat. Man kann also für sich persönlich einstellen, wie fordernd der "Survival"-Aspekt sein soll.

    Und ja, natürlich gibt es Mauern, und gerade das freie, rasterlose Setzen von Objekten macht es auch möglich, dass diese nicht notwendig quadratisch aussieht, sondern die Stadt damit auch einen ästhetischen Schliff gibt. Dazu sei gesagt: neben den klassischen Steinmauern gibt es auch Palisaden sowie Gehege in Stein und Holz, mit denen man die Felder und die eigenen Leute vor wilden Tieren schützen kann, die ebenfalls eine Bedrohung sind (auch das: frei nach Wunsch justierbar, wie gefährlich die sind).

    Die Plünderungen können sehr fordernd sein, sie orientieren sich stets nach deiner Bevölkerungszahl. Ich hatte gestern ein neues Spiel gestartet und die Plünderer unterschätzt, da ich dachte, mit denen kam ich früher zurecht. Falsch gedacht. Das Ergebnis: geplüdnerte Waren, ein zerstörtes Gebäude, aber am schlimmsten: 9 getötete Dorbewohner von circa 100. Das ist ein schwerer Verlust. Türme (anfangs aus Holz, später aus Stein) erleichtern die Kontrolle, die übrigens auf Anhöhen einen spürbar höheren Effekt als auf dem Flachland haben. Es gibt auch Barracken, um Soldaten auszubilden, aber die Eisenrüstungen sind teuer bzw. wegen der manchmal kargen Rohstoffe gar nicht so einfach herzustellen und müssen für teures Geld erworben werden.

    Dabei sei gesagt: das ist alles noch EA, insofern gibt es bei den Plünderungen teils auch noch Probleme beim Verhalten. Meistens sind die noch nicht so helle. Daher auch die von dir gesehenen, höchstens zwei Barracken, die auch bei 300 Einwohnern ausreichen. Da das als Endgame-Content gilt, wird die Entwicklung da noch etwas warten. Es gibt derzeit noch einige drängendere ökonomische Probleme. ;)

    Die viel größere Bedrohung für deine Siedlung - neben Epidemien, die, sollten sie stark grassieren, eine richtige Existenzbedrohung sein können - ist natürlich die Nahrungsmittelknappheit. Ja, anfangs sind circa drei Monate Vorrat, bei dem drei Monate Lebensmittel verrotten, leider keine Seltenheit. Aber keine Sorge: im Mittelspiel gibt es so viele Möglichkeiten der Konservierungen, dass sechs Monate Konservierungen normaler werden, etwa, weil du deine Lagermöglichkeiten verbesserst, wie durch den Fassbau oder - später - die langfristige Einlageurng von Obst und Gemüse in Gläser. Anfangs sind es vor allem Räucherfleisch und Räucherfisch, die lange haltbar sind. Ach ja: Getreide hält in einem Konrspeicher extrem lange, Mehl auch ganz gut, aber Brot wiederum kaum. Heißt: anders als in anderen Spielen ist Brot nicht der "Ausweg". Du wirfst stattdessen die Mühle und die Bäckerei an, wenn du siehst, dass es einen Engpass gibt. Das musste ich auch lernen.

    Aber wie gesagt: das Spiel ist ja noch nicht fertig. Ich kenne die von dir erwähnten Spiele natürlich, aber nach 15 Stunden Spielzeit kann ich nur sagen: da ist etwas Gutes in der Mache, mal sehen, wie es am Ende ausschaut. Wenn dich die Plünderungen interessieren, würde ich daher auch sagen: abwarten, die müssen noch ihren Schliff erhalten.

    Ich möchte darauf hinweisen, dass einer der stärksten Teile von FF die Landwirtschaft ist. Die Details, die es da gibt, habe ich bisher in keinem Aufbauspiel erlebt. Du wählst nicht nur die Ackerfrüchte aus, sondern du betreibst eine Dreifelderwirtschaft und musst demnach auch die richtigen Früchte auswählen, damit der Boden nicht über Dauer an Fruchtbarkeit verliert oder von Unkraut überwuchert wird. Mit Sand und Ton lässt sich zusätzlich das Verhältnis für bestimmte Ackerfrüchte verbessern, manche sind in kalten, manche in warmen Jahreszeiten schlecht, etc.

    Ich hatte dieses Review schon woanders geschrieben, ich zitiere es aber noch einmal:

    eremit

    Das sehe ich etwas differenzierter. Anno1602 und Siedler waren niemals Pazifistenspiele, im Gegenteil. Alle denken an das legendäre Wuselsiedler, dabei war das Vertreiben des Gegners durchweg das Ziel. Und in Anno1602 hat man oft erst sein volles Potenzial entwickelt, wenn man wenigstens einen CG vernichtet hat. "Plünderer und Diebe haben in einem Aufbauspiel nichts verloren"? I beg to differ. In Anno1602 war man häufig selbst mal der Dieb und Plünderer, weil der CG dir die letzte Kakaoinsel gestohlen hat. In einigen Situationen war "Friedliches siedeln" nie optional. Die Frühe Neuzeit war kein Ponyhof. Und wie gesagt: es gibt einen Pazifistenmodus.

    Das Spiel ist seit dieser Woche raus und ich bin angesichts dessen, dass es sich um einen Early Acess Titel handelt, positiv überrascht. Es gibt angesichts dieses Beta-Status' natürlich noch Ecken und Kanten, aber was da in Arbeit ist, sieht nicht nur sehr gut aus, sondern spielt sich auch gut - vorausgesetzt, man justiert noch etwas an der Perfomance, das Spiel zwingt manchen PC wohl nach ein paar Spiel-Jährchen in die Knie.

    Um es klarzumachen: Das Spiel sägt nicht nur grafisch am Anno-Thron. Geht eher in die Richtung von Banished, würde es aber dem Spielgefühl gemäß definitiv als gute Mixtur aus mehreren Genres bezeichnen.

    Es ist immer gut als Anno-Neuling zu wissen, was man ja alles gar nicht will und weswegen es daher nicht entwickelt zu werden braucht. Man sollte dann allerdings die Klappe halten, wenn man kurz vorher noch vom historischen Flair oder Anno-bleibt-Anno rumfaselt.

    Ich möchte eine kleine Liste von Usern erstellen, welche hier monatelang oder jahrelang aktiv waren, sich aber noch nicht gemeldet hatten. Anno ist nun einmal ein Spiel das viele Spieler wieder anlockt. Zwingen oder bedrängen darf man keinen, aber Freunde könnten sie mal kontakten.

    Habt ihr in letzter Zeit einmal Arwen gesehen, Uli 79, Solagon, S.D. jawoll er rührt sich nicht, Penelope, WhoGo, Scipio Maior, Semyramis usw

    Ich werde die Liste erweitern damit diese Leute wenigstens mal "piep" machen. :)

    Melde mich auf der Brücke. :engel:

    Ja, ist alles was länger her. Ich lebe ja nicht so weit von der Gamescom weg; leider sind aber solche Veranstaltungen nicht so mein Ding. Dass es aber wieder ein "echtes" Anno geben würde ( ;) ), hat sich dann doch per Mundpropaganda zu mir rumgesprochen. Später lag dann so eine Reaktivierungsmail von der Zone im Kasten.

    Ich denke, Arwen hat über mir schon ganz gut das Gefühl beschrieben, das bei mir auch vorherrscht. Meine aktive Annospielzeit ist jetzt schon bald um die zehn Jahre her. Bis 1800 raus ist, dauert es nochmal anderthalb Jahre. Bereits 1404 habe ich nur noch am Rande mitbekommen (obwohl ich nach allem, was ich davon weiß, sagen kann, dass es sich wohl um ein gutes Spiel handelt). Die Zukunftsannos und die immer wieder gerühmten Fokusgruppentests, die im Vorfeld von Ubis Politik "Anno wird Anno bleiben" (mit allem, was uns lieb und teuer ist) angekündigt wurden, nur, um die Community dann doch spüren zu lassen, dass sie eigentlich piepegal ist - hat mich von der Reihe zunehmend entfremdet.

    Ganz ehrlich: mir scheint, dass einige Leute jetzt erst gemerkt haben, wie knalldick sie auf die Nase gefallen sind. Anscheinend bemüht man sich jetzt wirklich, nicht nur "back to the roots" zu gehen, sondern auch mal den Leuten, die zur eigentlichen Zielgruppe gehören, wieder mehr zuzuhören. Ubi hat nach 1404 denselben Fehler begangen wie Sunflowers mit 1701. Man wollte unbedingt neue Gruppen erschließen und dachte wohl, die Stammkunden würden der Marke wegen bleiben. Mit bekanntem Ergebnis (Sunflowers hat es damals sogar die Existenz gekostet). Das war jedenfalls mein Eindruck, und das hat mich letztendlich irgendwann recht apathisch gemacht, was diese Spielreihe angeht, von denen ich 1602 und 1503 ausführlich gespielt habe. Dass ich dazu eine recht persönliche Bindung zu 1503 habe, das aber im Nachhinein von Entwicklern, "Spiele-Journalisten" und späteren Fans quasi immer als schwarzes Schaf angesehen wurde, verstärkte bei mir den Eindruck, dass der Ubi-Kahn ab einem gewissen Zeitpunkt ohne mich weiterfahren würde.

    Ich muss dabei sagen, dass "1800" so ziemlich der Anno-Teil ist, auf den ich seit 1503 warte (eigentlich hatte ich ihn schon anstelle von 1404 damals erwartet). Das Szenario ist das Logischste und Spannendste, wenn die Verantwortlichen bei BlueByte die Instrumente nutzen, die ihnen das Szenario in die Hand gibt. Ich habe aufgehört, darüber zu spekulieren oder gar Vorschläge zu machen. Ich werde dem einfach mal interessiert und neugierig zuschauen und warten, was da kommt. Ich bin zum ersten Mal seit Jahren recht positiv gestimmt, was die Zukunft der Annoreihe angeht - in dem Sinne, dass ich mir womöglich mal wieder ein Anno-Spiel kaufen könnte. :)

    AoE 2 halte ich bis heute für das vermutlich "rundeste" RTS, das jemals entwickelt wurde. Das Spielprinzip ist zeitlos, die Atmosphäre gut, und verschiedene Völker fühlen sich auch verschieden an.

    Soweit ich das allerdings mitbekommen habe, sind beide Titel recht exklusiv. Nur für Windows, nur im Windows Store erhältlich, nur für Windows 10, und nur für das Windows 10 Creator Update (V. 1703).

    Leider scheint man also dieses Mal als Kunden auf mich verzichten zu wollen. :)

    Du hast ein altes Grammophon mit Bluetooth-Verbindung im Auto? Weil eine andere Musikrichtung gibts ja kaum noch die du hören kannst als alles Uralte...

    Um deine Vorurteile zu entkräften: wer wirklich denkt, er sei Hardcore-Rocker oder Heavy-Metaller, aber noch niemals Beethoven auf voller Pulle bei 220 km/h auf der A3 gehört hat, sollte besser schweigen. Dagegen kann so ziemlich alles einpacken, was nach Tschaikowskys Tod auf den Markt kam. :engel:

    Filmmusik von Hans Zimmer tut's übrigens auch.

    Dafür wurden deutsche Autobahnen und deutsche Autos überhaupt erst gefunden. Ansonsten hämmert der Bass gar nicht aus der Anlage. :geenau:

    schöne Review! :up:

    Bei ein paar wenigen Kritikpunkten merkt man aber, das er nicht alles "entdeckt" hat. Nichts wirklich wichtiges, hätte aber seine Kritik an der GUI etwas abgemildert.

    Hehe, Magerquarksocke ist jemand, der immer viel Wert aufs Design und Übersichtlichkeit legt, er ist daher dort immer etwas reizbarer als bei anderen Themen - nicht nur bei Anno. :engel: