Bis vor ca. 10 Jahren war ich ein halber TV-Junkie, habe mir zwar nicht den größten Mist reingezogen, aber doch quer durch das ganze Gemüse.
Dann bin ich versehentlich in eine Wohnung ohne Kabelanschluß eingezogen (konnte mir damals nicht vorstellen, dass es noch welche ohne gibt und habe daher nicht nachgefragt
).
Wollte mich erst in den Hintern beißen, aber da fiel mir auf, dass ich in der letzten Zeit ohnehin fast nur noch am Zappen, aber kaum noch am Schauen war. Also was soll's, habe ich Fernsehen wie zu Omas Zeiten gehabt, ARD-ZDF-Südwest 3. Fernsehistorische Momente á la DSDS und Dschungelcamp kenne ich tatsächlich nur vom Hörensagen bzw. von dem, über das man so gelegentlich im Internet stolpert.
Seit letzten Sommer bei uns auf Digital-TV umgestellt wurde, habe ich 12 öffentlich-rechtliche Sender und das ist mehr als genug. Damit bin ich zufrieden, obwohl es auch da genug zu kritisieren gibt, Stichwort interessante Sendungen zu nachtschlafender Zeit - wurde ja schon angesprochen oder was ich besonders hasse: das Verunstalten von Sendungen durch Einblendungen ins laufende Programm oder fehlende Abspänne oder es quatscht einer blöd rein, um auf irgendwas hinzuweisen oder es wird ein Trailer für eine andere Sendung reingewurschtelt - überhaupt diese ständigen Hinweise und Trailer...
Naja, womöglich haben viele Leute mittlerweile schon Probleme, eine Progammzeitschrit zu lesen...
Da fallen alle Sender unangenehm auf, ich war ganz schockiert, als ich nach einigen Jahren zum ersten Mal wieder arte gesehen habe, von denen hätte ich das nicht erwartet
An einem Samstagabend ist mir mal der Kragen geplatzt. Ich wollte in der ARD einen Film anschauen, allzuviele gute laufen zu der Zeit dort ja nicht mehr. Und es kam wie es kommen musste: natürlich hat so ein Volksmusikfuzzi trotz schon üppiger Grundsendezeit wieder mal fast eine Stunde überzogen, so dass der Film kurz vor Mitternacht in den Startlöchern stand.
Also böse Mail an die Zuschauerredaktion geschrieben: ob die ARD denn davon ausgeht, dass das Fernsehpublikum nur noch aus der Ü-60-Fraktion, pralinefutternden Daily-Soap-Konsumenten und Sofasportlern besteht.
Als Antwort dann einigermaßen leere Worthülsen, man wolle doch Programm für ein möglichst breites Publikum machen (bei dem Wörtchen "breit" lag mir schon wieder was auf der Zunge) und Volksmusiksendungen seien doch schon reduziert worden und mit Überziehungen müsse man bei Livesendungen immer rechnen usw.
Ich habe mir dann mal den "Spaß" gemacht und ein Jahr lang das Samstagabendprogramm der ARD beobachtet. Also wenn die die Volksmusiksendungen reduziert haben, wieviele müssen dann vorher gelaufen sein? Dazu Boxen, die x-ten James Bond-Wiederholungen, ab und zu ein "Verstehen Sie Spaß" und Schmonzettenfilme. Das waren die wesentlichen Säulen des Programms, anspruchsvollere Filme kann man an einer Hand abzählen, selbst wenn an dieser drei Finger fehlen...
Die Hauptprogramme von ARD und ZDF haben sich in schon fast erbärmlicher Weise dem Niveau vieler Privatsender angenähert, da bin ich froh, dass es wenigstens die Dritten, 3sat, Phoenix etc. gibt.
Ich will ja nun wirklich kein intellektuelles Elitefernsehen, ich schau mir auch gerne mal einen Actionkracher an, aber das Verhältnis stimmt für mich einfach nicht mehr.
Und selbst bei anspruchsvolleren Sendungen wie Dokumentationen oder Wissenschaftssendungen stelle ich immer öfter fest, dass diese dem heutigen Massenpublikum angepaßt werden, indem man sie mit Action- oder Spielszenen aufpeppt.
Grundsätzlich nichts dagegen zu sagen, wenn versucht wird, manchmal trockene Materie interessanter zu präsentieren. Nur sollte das nicht dazu führen, dass die Wissenschaftlichkeit oder das Dokumentarische in den Hintergrund gedrängt wird oder dass gar wichtige Fakten deswegen unterschlagen werden.
Nuja, wohl dem, der mit seiner Freizeit besseres anzufangen weiß - besser wird das Fernsehen nicht mehr