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SamOht

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Donnerstag, 4. Juni 2009, 17:18

Logbuch der Buen Esperanza, Anno1404. (21 Berichte in loser Folge)

Logbuch Juni Anno 1404. Fregatte „Buen Esperanza“ Kapitän Sir Pommes

50° N 20’00
8° E 32’11

Der Navigator meinte, es seien noch 21 Tage bis zum nächsten Landfall. Drei Wochen. Beten wir, dass in dieser Zeit kein Unglück geschieht, die See ist stürmisch. Mir ist nicht ganz wohl in der Haut. Ihro Hochwohlgeboren Kaiser Ubi I. hätte uns drei Schiffe Geleit geben sollen doch er hatte durch seinen Schatzkanzler ausdrücklich erwähnt, dass die Krone dringendere Sorgen hatte. Und in der Tat, ob unsere Mission Erfolg haben wird, steht in den Sternen.

Mir kommt es so vor, als ob mehrere Jahrhunderte hinter uns liegen. Wie kam es eigentlich, dass wir uns auf diese Mission eingelassen haben? Nun, Lord Northburg war seit drei Jahren verschollen. Dieser gute Berater war an eine geheimnisvolle Karte gestoßen mit reichen Inseln und seltenen Waren. Daraufhin war er losgezogen. Und hatte sich nicht mehr gemeldet. Wie hatte ich mich nur breitschlagen lassen, mich, mein Schiff und die Mannschaft aufs Spiel zu setzen in der vagen Hoffnung auf Erfolg? War es nicht wahrscheinlicher, dass Northburg schon längst bei Davy Jones Kaffee trank?

Und doch: Ein Schimmer Hoffnung liegt vor uns. Das Wetter ist klar, der Wind stetig und das Meer sieht einfach phantastisch aus. Sogar unser Smutje Tom, der sonst jedem in die Suppe spuckt, war ins Beiboot gestiegen und hatte einen fetten Schwertfisch geangelt! Ein gutes Omen?

Fünf Glasen. Es wird spät. Zeit, die Wachen zu kontrollieren und die Maaten zu fragen, ob die letzten Aufbauten und Änderungen am Schiff sich bezahlt gemacht haben. Bin gespannt, wie viel Knoten mein Offizier Christopher loggen lässt. Angeblich sollten wir auf gute Geschwindigkeit kommen. Ob ich noch etwas anluven lassen soll? Oder werden die Segel am Mars das nicht halten?
Nicht verzagt! Wagen wir’s!

Es gibt noch viel zu entdecken!

(Fortsetzung folgt)

SamOht

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Freitag, 5. Juni 2009, 13:41

Zweiter Bericht der "Buen Esperanza" Noch 20 Tage bis Landfall.

Heute sichtete der Topgast einen großen Gegenstand auf dem Meer schwimmen. Wir holten es heraus, es war aber nur eine alte morsche Planke mit einem unleserlichen gelben Schriftzug. Irgendetwas mit A...o 1..0... Im Schiffsregister ist kein solches Schiff erwähnt. Was das wohl einmal gewesen sein mag? Und wie kommt es hierher ?

Heute sind ein paar Wolken aufgezogen. Ein seltsamer blaugrauer Vogel flog über uns hinweg. Unser Schiffsforscher Henry konnte aber nicht bestimmen, zu welcher Gattung er gehört. Der Smutje hat heute gebackenen Kraken mit Zwiebeln zubereitet. Es war ein ganz schöner Kampf gewesen, den an Bord zu holen (den Kraken, nicht den Smutje). Apropos Kampf, ich habe die Mannschaft heute einmal Nahkampf trainieren lassen, nicht dass sie hier noch einrosten und später in irgendwelchen Camps vergammeln. Die Neunpfünder sind auch neu justiert, die Kanoniere liegen bei 14 Sekunden pro Schuss. Das muss noch viel schneller gehen. Ich habe gehört, es gibt in der Gegend dort unbekannte Völker und Korsaren.

Gegen Abend tauchte am Horizont ein Segel auf. Da es jetzt dunkel wird, müssen wir warten, ob das Schiff Freund oder Feind ist. Wäre nicht schlecht, mal wieder neue Nachrichten zu bekommen.

(Wird fortgesetzt)

SamOht

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Samstag, 6. Juni 2009, 10:57

Dritter Bericht der "Buen Esperanza". 19 Tage bis Landfall.

Heute morgen fuhren wir durch dichten weißen Nebel. Wir haben alle unsere Positionen genau geloggt, so dass auch später noch nachvollziehbar sein wird, wo wir waren. So ist die gefahrene Strecke auch für folgende Generationen noch bekannt und sie müssen nicht im Nebel umherirren. Der Nebel war irgendwie seltsam, so, als ob man durch Watte fährt, ohne sie richtig greifen zu können.

Dann tauchten die Segel wieder auf. Langsam näherten wir uns der Erscheinung. Schemenhaft tauchte ein schwarzer Rumpf auf. Doch als wir uns näherten, erkannten wir auf dem Schiff keine Menschenseele. Die Taue knarzten im Wind und die Schreie der Möwen über uns zerrten an unseren Nerven, als wir in der sonstigen Stille nach Menschen Ausschau hielten. Nur schwer gelang es mir, Freiwillige zu finden, die mit mir das Schiff durchsuchen sollten.

Es wurde immer unheimlicher. In der Bilge fanden wir keine Ladung, weder Nahrung, noch Waffen, noch Handelsgüter. Was war mit diesem Schiff geschehen? Lag ein Fluch auf ihm? Als ich die Kapitänskajüte durchsuchte, stellte sich das Schiff als Blue Mary heraus. Zufall oder nicht: Der Name ist ähnlich der "Maria Celeste", die vor einigen Jahren in ähnlichem Zustand angetroffen wurde. Ich fand das Logbuch aber einige Seiten waren herausgerissen, so dass ich nur feststellen konnte, dass diese Mary vor drei Jahren sich in einer großen Inselwelt befunden hatte und nach einer Forschungskampagne die Rückreise angetreten hatte. Aber ich fand weder Namen des Kapitäns noch ein Verzeichnis der Mannschaft.

Da wir nicht genug Mannschaft haben, um das Schiff mitzunehmen und zu bemannen, beschloss ich, es weiter treiben zu lassen. Vielleicht finden es noch andere Schiffe. Ich ergänzte den Logbucheintrag des Schiffes mit Hinweisen auf uns und unser Ziel, sowie Informationen, wann und in welchem Zustand wir das Schiff aufgefunden hatten.

Eben hat der Ausguck eine grüne Dunkle Masse am Horizont entdeckt. Land? Oder wieder etwas gemheimnisvolles, oder gefährliches? Die Mannschaft wird unruhig. Ich sollte mit ihr reden.

(Wird fortgesetzt)

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SamOht

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Sonntag, 7. Juni 2009, 18:55

Vierter Bericht der "Buen Esperanza". Noch 18 Tage.

Jetzt gegen Abend sind wir mit der Reparatur vieler Schäden beschäftigt. Dieser Tag hätte leicht in einer Katastrophe enden können: sowohl was das Schiff als auch was eine Meuterei anbelangt.

Ich fange aber am Anfang an. Die grüne Masse am Horizont erwies sich bald als ein seltsames Seewesen, welches sich schlängelnd durch die Wogen auf uns zu bewegte. Erst schien es friedlich zu sein, als aber sein ringförmiger Körper an die Planke stieß, wurden einige Matrosen panisch. Zwei oder drei ergriffen ihre Armbrusten und schossen brennende Pfeile auf das Wesen. Ich lies diese Panikmacher schnell in die Bilge sperren. Ihnen drohte nun die Gräting. Aber es war zu spät. Das Wesen griff uns an. Erst schlug es mit seinem gewaltigen Körper hart gegen die Planken, so dass Wasser eindrang. Dann ergriff es sich mit langen schleimigen Tentakeln einige Matrosen und zog sie in die Tiefe. Ich befahl, Feuer zu eröffnen, aber die geringe Geschwindigkeit, in der die Kanonen geladen und abgefeuert wurden war es kein Wunder, dass sich das Wesen, nachdem es keine Matrosen mehr ergreifen konnte, an Takelage und Masten zu schaffen machte.

Nach hartem und verlustreichem Kampf, bei dem ca. 30% der Mannschaft verloren ging, tauchte das Wesen endlich weg. Ich hoffe, wir begegnen ihm nicht wieder. Leider habe ich durch diesen Kampf meinen treuen Offizier Dick Bear verloren. Er hatte eine an ein Seil gebundene Harpune auf das Monster geschossen, hatte sein Bein aber in der Trosse verheddert und war mit ihm in die Tiefe gerissen worden. Da seine Tat uns anderen aber wohl das Leben gerettet hat, werde ich ihn in Heldengedenken behalten. Das Monster war nicht zu bestimmen. Nur eines ist klar: Es war kein Wal. In Gedenken an meinen Mentor Hans-Gert Ahab habe ich es Pottring getauft. Das wird aber später wahrscheinlich keinen mehr interessieren. Wenn es uns überhaupt jemand glauben wird. Falls wir das Land rechtzeitig erreichen.

Als es nach den ersten Aufklarungsarbeiten an die Bestrafung der Panikmacher ging und ich diese zu 40 Peitschenhieben verurteilt hatte, gab es Murren aus den Mannschaftsdienstgraden. Ein Sprecher, Ali Kess, meinte, das wären zu viele. Aber ich wollte die Durchführung der Strafe trotzdem befehlen und drohte ihm als notorischem Kritiker am System einen Teil der Strafe an. Worauf er meinte, er würde beide Strafen auf sich nehmen, wenn ich nur die Panikmacher von ihrer Strafe erlassen würde. Das war mir nicht unrecht, da ich so die Mannschaft etwas beruhigen konnte. Ich muss Kess aber im Auge behandeln. Im Moment wird sein Rücken von unserem Schiffsarzt Doc Roland versorgt.

Die Reparaturen kommen gut voran. Das Lenzpumpen konnte um vier Glasen der Hundewache eingestellt werden. Ich habe als Belohnung für die gute Reparatur eine Runde Grog ausgeben lassen. Mit Hilfe der guten Stimmung und den heutigen Erlebnissen dürfte es mir in den kommenden Tagen leicht fallen, die Mannschaft zur Verbesserung der Schießleistungen zu motivieren.

(Wird fortgesetzt)

SamOht

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Montag, 8. Juni 2009, 15:10

Fünfter Bericht der "Buen Esperanza". Noch 17 Tage bis Landfall.

Ich habe die Takelung etwas reffen lassen. Der Großmast scheint doch einige Schäden durch das Monster davongetragen zu haben. Da sich einige Risse gebildet habe, baute unser Schiffszimmermann Eli Ame eine Manschette um den Mast, sehr stark dürfen wir ihn aber nicht belasten (den Mast, nicht Eli). Hoffentlich kommt kein Sturm auf.

Ansonsten hat sich die Stimmung in der Mannschaft aufgehellt. Ich hatte etwas Zeit- und Zieltraining mit unseren Neunpfündern üben lassen. Mein neuer erster Offizier Christopher Smith (er war vorher 2. Offizier) leitete die Abschussfolge. Dafür bauten wir ein Floss mit einem kleinen Segel, auf welches wir das Wappen des Kardinals gemalt hatten, aus Verachtung vor diesem miesen Charakter. Danach ließen wir es mit einer Schlepptrosse etwas in Lee gleiten. Als das Schiff 300 yards von dem Floß entfernt war, ließ ich halsen und auf das Floß schießen. Erst gingen alle Schüsse daneben, aber nach drei Stunden traf die erste Kanone unter Obermatrose Wolfgang O' Dreary (halb Österreicher, halb Ire) das Ziel. Das gab einen großen Jubel und ich spendierte O'Dreary's Gruppe eine Extrapration Grog.
Dies motivierte offensichtlich die Mannschaft noch mehr und gegen Nachmittag war das Floß zerstört. Dabei konnten die Kanoniere auch ihre Zeiten von 14 auf 8 Sekunden verbessern. Weitere Verbesserungen kommen mit der Übung.
Im Moment dürfte dies einen weiteren Angriff eines Seemonsters verhindern.

Gegen Abend führte die Mannschaft ausgelassen Shanties auf. Wir tranken auf das Wohl Northburgs und unserer verlorenen Kameraden.

Eli Ame kommt gerade und meint, er hätte etwas seltsames in der Last entdeckt. Ich schaue mir das morgen einmal an.

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SamOht

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Dienstag, 9. Juni 2009, 18:02

Sechster Bericht der "Buen Esperanza". 16 Tage noch auf offenem Meer.

Bin heute morgen mit Eli Ame dem Schiffszimmermann in die Last gegangen. Hinter den Kisten mit Textilien und den Glasperlen für die Einheimischen zeigte er mit einige Planken am Rumpf, die mit kleinen Löchern versehen waren. "Würmer" meinte er. Er kenne aber diese Sorte nicht. Bei genauerem Hinsehen erwiesen sich die Würmer als drei cm lang, grau und dünn. Sie hatten eher die Form von Drähten. Auf meine Frage, ob denn diese Würmer für das Schiff schädlich seien, entgegnete er, sie fräßen sich wohl nur zur Vermehrung in das Holz, ansonsten würden sie von Eisen leben und somit eine Gefahr für die Nägel im Schiffsrumpf sein.
Ich rief Doc Roland und beriet mit beiden, was gegen diese Würmer zu unternehmen sei, bevor sie sich unkontrolliert über das ganze Schiff ausbreiten würden. Doc Roland meinte, er würde einige Mittel aus seinem Fundus an Wurmkuren ausprobieren. Ame würde diese Mittel dann auf verschiedene Weise auf die Würmer streichen oder träufeln. Nach etlichen Versuchen erwies sich ein Rosenkohlextrakt, auf die Rücken der drahtigen Würmer geträufelt als absolut wirksam. Es schien mir sogar als ob einige der Würmer sich freiwillig in die Bilge stürzten, wo sie elendig ersoffen.

Somit haben wir wieder eine neue Gefahr abgewendet und der Tag ist gerettet. Ansonsten gab es keine weiteren besonderen Vorkommnisse.

SamOht

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Mittwoch, 10. Juni 2009, 17:24

Siebter Bericht der "Buen Esperanza". 2 Wochen und ein Tag bis Landfall.

Ich glaube, wir haben einen Klabautermann an Bord. Oder eher gesagt: Die Mannschaft glaubt das. Etwas anderes außer Gespenstern würde auch die Phänomene nicht erklären, die wir die gestrige Nacht erblickt und erfahren haben.

Ich ging gegen 8 Glasen der Abendwache in meine Kajüte und schlief ein. Um ein Glasen der Hundewache klopfte es dreimal kurz gegen meine Tür. Ich sah nach, wer zu dieser späten Stunde noch Meldung machen wollte, doch war niemand zu sehen. Kurz nachdem ich mich wieder in meine Kojje begeben hatte, klopfte es erneut. Wieder war keiner zu sehen. Daraufhin ging ich zu den Offizieren, doch weder der Wachhabende noch die anderen hatten vor meiner Kajüte etwas bemerkt. Sie schworen Stein auf Bein, dass es niemand aus der Offiziersmesse gewesen war. ´Besorgt ging ich wieder zurück, doch fand ich diesmal keinen Schlaf mehr.

Als ich beim Morgenappell in die Augen der Mannschaft sah, merkte ich, dass wohl mehrere Mitglieder der Crew unruhig geschlafen hatten. Befragungen ergaben, dass einige ebenfalls ein Klopfen entweder vor der Kajütentür oder am Schiffsrumpf gehört hatten. Andere hatten verschiedene schemenhafte Gebäude gesehen. Dick Moby, der Segelmeister meinte sogar, das Haus seiner Eltern aus Amsterdam gesehen zu haben. Wie ich weiß waren das Brillenmacher gewesen, aber was sollte das Gebäude hier zu suchen haben? Andere Mitglieder berichteten von Perlenfischereien, Webereien, Schlachtereien und Farmen. Aber es war bemerkenswert, dass jeder nur die Sorte Gebäude gesehen hatte, die dem Beruf seiner Vorfahren entsprach. Ihr könnt euch vorstellen, dass bei dieser Mannschaft eine ganze Menge an Gebäuden zustande kam.

Mir fehlt noch der Zusammenhang zwischen den Gebäuden und dem Klopfen. Ist das ein Omen? Werden uns hier zukünftige oder vergangene Ereignisse gezeigt? Und wer ist dafür verantwortlich? Ich bete zum Herrn, dass es nicht Davy Jones ist. Oder findet mein Freund Dick Baer keine Ruhe, weil er immer noch im Seil seiner Harpune am Pottring festhängt? Will er uns vor ähnlichem Schicksal bewahren?

Ich habe die Wachen für die Nacht verdoppelt. So leicht lassen wir uns nicht irre machen. Trotzdem wird die kommende Nacht eine unruhige werden. Glücklicherweise verlief der sonstige Tag sehr ruhig. Oder besteht da auch ein Zusammenhang?

SamOht

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Donnerstag, 11. Juni 2009, 21:43

Achter Bericht der „Buen Esperanza“. Only a fourtnight.

Das Gespenst hat uns die Nacht wieder wach gehalten. Trotz Wachen hatten einige Matrosen wieder Visionen von Gebäuden und ich hörte wieder das Klopfen. Diesmal aber nicht an meiner Tür sondern an den Backfenstern meiner Kajüte. Als ich eines der Fenster öffnete und ins Dunkle blickte, bemerkte ich ein blaues leuchten im Meer. Als ich an Deck kam, konnte ich sehen, dass das ganze Schiff von diesem Leuchten umgeben war. Ich ließ loten und konnte feststellen, dass das Meer an dieser Stelle nicht sehr tief war. Deshalb befahl ich, zu ankern. Gegen 4 Glasen hörten die Geräusche auf, ohne dass wir herausgefunden hatten, was oder wer diese verursacht hatte. Das Leuchten war aber noch nicht verschwunden. Vielleicht haben beide Phänomene nichts miteinander zu tun, aber meine Intuition sagt mir etwas anderes.

Vielleicht ist das Leuchten ein besonderes Naturphänomen in dieser Gegend, deshalb will ich es etwas näher beschreiben. Rund um das Schiff strahlt es ins offene Meer hinaus und wird mit zunehmendem Abstand zum Schiff immer schwächer. Während es bei Tag nicht sehr gut zu erkennen ist, wird es mit auftretender Dunkelheit immer stärker. Sieht fast so aus, als ob es die Sonnenenergie speichert. Ab und zu flackert das Leuchten rings um das Schiff unregelmäßig auf, als ob es pulsiert. Ich werde das Licht wegen seines Pulsierens und der Farbe „Blue Ray“ nennen.

Heute Mittag hatten wir einige Netze ausgeworfen und im Kielwasser des wieder fahrenden Schiffes treiben lassen. Dabei gingen uns nicht nur Fische ins Netz sondern auch kleine seltsame, scheibenförmige Quallen mit langen Tentakeln. Einige dieser Quallen lebten noch und strahlten das blaue Licht aus. Ich ließ zwei Exemplare in ein Salzwasserfass werfen und beobachten. Gegen Abend wurde das Leuchten dieser Tiere stärker und ich erkannte, dass es diese Quallen sind, die das Leuchten produzieren. Zu welchem Zweck das Leuchten dient und wie es zustande kommt, ist mir aber noch ein Rätsel. Auch, wovon sich diese Quallen ernähren.
Weitere Beobachtungen werden folgen. Ich bemerkte aber, dass einige der Tentakel mit kleinen Verdickungen versehen sind. Wenn die Quallen mit ihren Tentakeln gegen das Fass schlugen, machten sie ein Geräusch, welches dem unseres Geisterklopfen ähnlich ist. Oder ist es sogar das selbe?

SamOht

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Freitag, 12. Juni 2009, 16:52

Neunter Bericht der "Buen Esperanza" Der Herr schütze uns. Noch 13 Tage.

Heute morgen waren alle Quallen tot. Anscheinend reicht ihnen das Salzwasser nicht als Lebensgrundlage. Sie scheinen irgendeine Art Futter zu brauchen. Und als wäre das nicht schlimm genug, habe ich durch loggen feststellen können, dass die Buen Esperanza immer weniger Fahrt macht. Es ist so, als ob uns eine unsichtbare Kraft aufhält oder als ob wir durch Tang schwimmen würden. Am Meer liegt es aber nicht: ringsherum ist kein Algenteppich noch Schmutz zu erkennen.

Am Mittag gab ich einigen Matrosen den Befehl, einmal an den Rumpf des Schiffes zu tauchen, um zu sehen, ob Muscheln oder anderes sich am Rumpf festgefressen hatte. Und tatsächlich: Am ganzen Rumpf entlang befand sich ein sonderbarer Bewuchs. Als mir die Taucher den Bewuchs zeigten, konnte ich sehen, dass es sich um blaugrüne tangähnliche Pflanzen handelte. Ihre Blätter waren faserig und sahen aus wie Eichenlaub, allerdings um ein vielfaches länger. Um genau zu sein waren die längsten Exemplare sage und schreibe 9 Meter lang. Die Taucher berichteten ferner, dass sie in der Nähe des Tangs eine Vielzahl der Quallen beobachtet hatten. Glücklicherweise scheinen diese Wesen nicht angriffslustig zu sein.

Um zu sehen, ob ein Zusammenhang zwischen den Quallen und dem Tang besteht, gab ich beides in ein Fass. Morgen wird sich erweisen, ob, wie ich vermute, der Tang die nahrungsgrundlage der Quallen ist. Derweil lasse ich grob den Tang am Schiffsrumpf von den Tauchern befreien. Zu einer gründlichen Säuberung müssten wir allerdings in eine Werft oder das Schiff trockenlegen.

Nach der Säuberung ging die Fahrt weiter, Diesmal wieder etwas schneller. Obwohl die Schießleistung wieder besser geworden ist, kommt doch wieder unruhe in der Mannschaft auf ob der seltsamen Phänomene der letzten Tage. Auch der Sturmvogel, den der Topgast beobachtet hatte, wird als böses Omen gedeutet, heißt es doch, dass solche Vögel ihr Leben lang fliegen und auf dem Meer sterben. So scheint es, als dass Land noch in weiter Ferne liegt. Hinzu kommt, dass ich noch keine Erklärung für die Visionen und das Klopfen gefunden habe.

Ich muss mich mit den Offizieren beraten.

SamOht

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Sonntag, 14. Juni 2009, 18:47

Zehnter Bericht der "Buen Esperanza". Noch 12 Tage.

Nachdem wir jetzt die Ursache für den Tod der Quallen gefunden haben, der darin bestand, dass wir sie ohne ihre Nahrung, den Tang, in die Fässer deponiert hatten, hat sich diese Nacht auch geklärt, was die Ursache für die Klopfgeräusche und die Halluzinationen war. Die Klopfgeräusche entstehen, wie schon vermutet, dadurch, dass einige Quallen mit ihren verdickten Tentakelenden an die Planken des Schiffes geschlagen haben mussten. Nachdem wir den Schiffsrumpf grob von dem Tang gereinigt hatten, waren auch das Leuchten und die Quallen fast vollkommen verschwunden.

Die Halluzinationen waren sehr viel trivialerer Natur. Ich hatte mich gewundert, dass nicht alle Crewmitglieder die Gebäudeerscheinungen hatten und war der Ursache auf den Grund gegangen. Dabei hatte ich herausgefunden, dass genau diese Matrosen priemten. In Ermangelung frischen Tabaks, der uns seit gut drei Tagen ausgegangen war (und genau da hatten die Halluzinationen ja angefangen), hatten diese Matrosen den Tang getrocknet, in Limonensirup eingelegt und gekaut. Offensichtlich müssen wir uns glücklich schätzen, dass dabei nicht mehr passiert ist, denn wie mir Doc Roland versicherte, können Seepflanzen auch viel stärkere Gifte aufweisen. Ich bat Doc Roland um eine Analyse des Tangs, auch um herauszufinden, ob er sich als Handelsgut eignet. Als Tabak werde ich ihn sicherlich nicht in den Handel bringen.

Schlimmeres passierte, als einer der Matrosen eine der Quallen aß. Nach starken Bauchrämpfen starb er trotz Doc Rolands Hilfe kurze Zeit darauf. Ziehen wir daraus die Lehre, dass das Meer noch viele unbekannte Gefahren aufweist, denen wir nur mit größter Vorsicht begegnen können.

SamOht

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Sonntag, 14. Juni 2009, 19:14

Elfter Bericht und noch elf Tage auf der "Buen Esperanza".

Am Tage des Herrn haben wir mit einem Gebet dem Herrn für seinen bisherigen Schutz gedankt und den verlorenen Kameraden gedacht. Und, so scheint es, der Herr segnet uns, denn wir haben heute Land ausgemacht!

Leider handelt es sich bei der entdeckten Landmasse nur um eine kleine Insel. Offensichtlich ist weit und breit keine andere Landmasse zu entdecken, deshalb frage ich mich, wie denn diese Insel entstanden sein könnte. In einem kleinen Naturhafen konnten wir das Schiff etwas an Land fallen lassen, so dass heute die Reinigung des Schiffsrumpfes wieder fortgesetzt werden kann, diesmal aber gründlicher. Eine karge Vegetation und der Mangel an Landlebewesen scheint darauf hinzudeuten, dass diese Insel noch nicht alt sein kann. Mit Musketen und Netzen konnten einige Matrosen aber ein paar Vögel und Fische fangen, so dass unser Nahrungsvorrat wieder aufgefrischt wurde. Auch entdeckten wir einen kleinen See, in dem wir frisches Wasser holten. Die Erfahrungen der letzten Tage in Bezug auf Tiere und Pflanzen haben uns aber vorsichtig werden lassen, so dass ich Befehl gab, die Insel nur in kleinen Gruppen zu erforschen. Glücklicherweise ist die Insel so klein, dass man sich kaum aus den Augen verliert. Ich schätze die Ausdehnung beträgt nicht viel mehr als einen Quadratkilometer.

Zwischen einigen Büschen machte ich mit meinem Offizier Christopher Smith eine seltsame Entdeckung. Halb im Sand vergraben entdeckten wir auf der Suche nach Vogeleiern eine kleine verwitterte Truhe mit einer Jahreszahl. Das seltsame war, dass diese Jahreszahl 1503 ist, Also ein Datum, welches wir erst in 99 Jahren schreiben! Wieder zurück auf dem Schiff öffnete ich mit meinem Offizier vorsichtig die Truhe. Zum Vorschein kamen halb verfallene Zeichnungen und Skizzen, sowie ein durch die Feuchtigkeit, Schimmel und Insekten kaum leserliches Notizbuch.

Nach gründlichen Studien der Unterlagen, meine ich zu erkennen, dass diese Unterlagen von Northburg stammen! Er muss also hier gewesen sein! Dann hat er die Truhe als Nachricht für weitere Forscher zurückgelassen! Ich beschloss daher, die Truhe wieder an ihren Fundort zurückzubringen, für unsere Nachfolger, wenn es denn welche geben wird. Ich ergänzte das Notizbuch mit einer Nachricht über unser Schiff und unsere Mannschaft. Wolfgang O' Dreary, der abergläubische Halbire bat mich inständig, als Schutz vor einem etwaigigen bösen Fluch einen kleinenTalisman beilegen zu dürfen. Was ich gestattete um ihn zu beruhigen. Immerhin könnte dies auch eine gute Auswirkung auf die Crew haben. O'Dreary legte dann eine kleine Holzplanke mit dem Jahr 1404, die an einer kleinen Kette befestigt ist, in die Kiste.

Morgen setzen wir wieder die Segel. Wir müssen weiter. Ob es diese Insel oder der Einfluss O'Dreary's ist vermag ich nicht zu sagen, aber die Stimmung in der Mannschaft ist so gut wie seit Tagen nicht mehr.

SamOht

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Montag, 15. Juni 2009, 18:39

Zwölfter Bericht der "Buen Esperanza" bei noch zehn Tagen bis Landfall.

Ich will an dieser Stelle noch einige Beschreibungen zur kleinen Insel anfügen, die ich im gestrigen Logbucheintrag ausgelassen habe. Auch erwähne ich einige bemerkenswerte Ereignisse, die zwar keinen großen Schaden angerichtet haben, aber doch bemerkenswert sind.

Die Insel, auf der wir uns gestern befunden hatten, habe ich in die Karten einzeichnen lassen. Sie hat die Form einer Schildkröte und deshalb habe ich sie Morlainsel genannt, nach der alten Schildkröte, die mir mein Großvater Michael am Ende seinens Lebens geschenkt hatte. Der Strand war ringsum sandig und flach ins Meer fallend, so dass man überall gut ankern kann, wobei sich besonders der kleine Naturhafen eignet, in dem wir uns befunden hatten, weil dieser sehr windgeschützt ist. Wie bereits erwähnt, gibt es auf der Insel kaum Fauna und Flora, einmal abgesehen von den vielen verschiedenen Vögeln, Insekten, Büschen und Gräsern. Auch hatte ich einige Orchideen gesehen, die ich aber nicht mitnahm sondern von unserem Matrosen Leon Ellore, der ein guter Zeichner ist, abzeichnen ließ. Ich überlasse es anderen Forschern, diese schöne und einzigartige Natur zu dokumentieren und der Welt durch proben bekannter zu machen. Schließlich ist unsere Aufgabe eine andere.

Die sonstigen Pflanzen scheinen mir vernachlässigenswert, ob hier weitere Schätze schlummern, vermag ich nicht zu sagen, dazu bin ich nicht Botaniker genug. Ich vermerke aber an dieser Stelle einen kleinen Warnhinweis vor den Vögeln. Normalerweise sind diese recht friedlich, auch wenn sie jeden Kontakt mit dem Menschen vermeiden. Als aber einige Matrosen eine größere Kolonie von Nestern entdeckte und einige Eier einsammeln wollte, wurden sie von entengroßen schwarzen Vögeln mit gelbroten Schnäbeln angegriffen. Dabei gingen diese Vögel glücklicherweise nicht sehr planvoll vor, denn sie pickten den Matrosen lediglich in Arme, Hände und Beine. Im Gesicht hätten sie größeren Schaden verursacht. Ich habe ein Paar einfangen lassen und will versuchen, diese Vögel zu zähmen, vielleicht lassen sie sich gut zur Jagd oder zumindest - wie Noah- als Kundschafter verwenden.

SamOht

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Dienstag, 16. Juni 2009, 11:01

Dreizehnter Bericht der "Buen Esperanza". Noch neun Tage bis Landfall.

Die Luft war heute am Morgen sehr feucht, der Luftdruckmesser gefallen. "Hoffentlich kommt kein Sturm auf!" hatte ich mir noch gedacht, als das Meer vor uns zu brodeln begann, ganz so, als ob es kochen würde. Sicherheitshalber ließ ich beidrehen, so dass wir nicht in das Gefahrengebiet fuhren. Erst steigerte sich das Brodeln, dann stieg dicker grauer Rauch aus dem Wasser hervor. einige Matrosen baten mich, umzukehren wohl in der Annahme, ein neues Ungeheuer wäre aufgetaucht. Diese Feiglinge! Ich beschloss trotz allem, das Phänomen weiter zu beobachten.

Nachdem sich der Rauch immer weiter ausbreitete und sich am Himmel in Pilzform ausbreitete, schossen Steine, Staub und Feuer aus dem Wasser hervor. Einige dieser Steine erreichten das Schiff, durchschlugen drei Segel und fielen auf das Deck. Da sich die gesamte Crew unter das Deckshaus gesammelt hatte (mit Ausnahme von mir und meinem Offizier, die wir auf dem Achterdeck verharrten), wurde keiner verletzt. Nachdem diese Explosion eine Stunde angedauerrt hatte, hörte sie plötzlich wieder auf. Und an der Stelle des Brodelns war nun ein kleiner schwarzer Kegel zu erkennen, an dessen Seiten flüssiges Feuer hinunter lief. Ein Vulkan war entstanden. Offensichtlich war er kurz vorher am Meeresboden ausgebrochen und wir hatten es nur dem Herrn zu verdanken, dass wir nicht in eine Katastrophe gefahren waren. zu leicht hätte es mit uns aus sein können.

Während wir den Vulkankegel, den ich "Riegertberg" nennen werde nach einem großen Entdecker, weiträumig umschifften, ließ ich die Segel bergen und von unserem Segelmeister ausbessern. Die auf das Deck gefallenen Steine ließ ich aufsammeln und in meine Kajüte schaffen, wo ich sie gemeinsam mit meinem Offizier untersuchte. Fernerhin ließ ich sie von Leon Ellore abzeichnen. Die Steine waren grau bis dunkelschwarz, taubenei- bis melonengroß und hatten eine unterschiedliche Struktur. Während die grauen durchweg Löcher aufwiesen und sehr leicht waren, war ein melonengroßer schwarzer Stein besonders schwer und hart. Einge Steine ließ ich als Proben ins Lager schaffen, andere ließ ich mit einem großen Hammer zertrümmern. Dabei fanden wir eine Überraschung.

Während die grauen, löchrigen Steine auch im Inneren ihr äußeres Erscheinungsbild aufwiesen, zersplitterte der große Stein erst nach kräftigen Hammerschlägen. Die Splitter waren außerordentlich scharf, fast wie Glas und genauso schimmernd. Ich werde sie als vulkanisches Glas bezeichnen. Aber sagenhafter war, was wir im Inneren des Steines fanden: Einen grünen ca. 5cm großen Diamanten! Einmal abgesehen, davon, dass ich noch nie grüne Diamanten gesehen habe, ist es wohl außerordentlich glücklich, dass ein solcher auf unser Shciff gefallen ist. Das bedeutet, dass es im Inneren des Vulkanes noch wesentlich mehr Diamanten geben muss. Oder ist er ein Geschenk des Teufels und mit einem Fluch beladen? Will der Teufel uns gar damit in Versuchung führen?

Obwohl ich den Diamanten in sichere Verwahrung in ein Geheimversteck in meiner Kajüte gab, entstanden bald Gerüchte über diesen vermeintlich fluchbeladenen Stein und darüber, dass ich ihn mir aneignen wollte. Ich ließ darum die Crew versammeln und erklärte, den Diamanten als Tauschobjekt für das nächste Volk, dem wir begegnen würden, anzubieten oder bei erfolgreicher Auffindung Northburgs dem Herrn zu stiften. Damit zeigten sich alle einverstanden. So kann die Fahrt ruhig weiter gehen.

SamOht

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Donnerstag, 18. Juni 2009, 18:07

Vierzehnter Bericht der "Buen Esperanza". Noch acht Tage.

Piraten haben uns heute angegriffen!
Heute morgen kam ein Westwind auf und wir mussten gegen den Wind kreuzen. Dadurch kamen wir nur sehr langsam vorwärts. Gegen 8 Glasen der Vormittagswache hatte der Topgast ein schwarzes Segel am Horizont entdeckt. Schnell war das Segel größer geworden und hatte sich als schnelle Galeone entpuppt. Wir hissten unsere Flagge, doch das andere Schiff zeigte bald sein wahres Gesicht, als es den schwarzen Stander zeigte und in den Wind drehte. Zehn schwarze dunkle eiserne Mäuler spuckten schnell Feuer, doch schien es, als wollten diese Piraten uns
möglichst unversehrt entern. Trotz der Gefahr, dass diese bald die rote Flagge dazu hissen könnten, was bedeutet hätte, dass sie keine Gefangenen machen würden, befahl ich Gegenfeuer zu eröffnen.

Seltsamerweise richteten unsere Kanonen jedoch am generischen Schiff keinen Schaden an, obwohl ich mir sicher bin, dass wir schnell und gut zielten. Da der Gegner die Windseite und somit den Vorteil bei sich hatte, kam das Schiff schnell näher. Einige ihrer Kugeln beschädigten den Hauptmast, so dass wir bald manövrierunfähig auf dem Meer lagen. Schon flogen die Enterdraggen und viele schwarz gekleidete Piraten stürmten unser Deck. Auch hier verhielten sie sich ungewöhnlich. Trotz harter Gegenwehr begnügten sie sich damit, uns zu entwaffnen und zusammen zu treiben.

Wie wir dort standen, uns fragend ob wir auf offener See ausgesetzt, mit dem Schiff in Neptuns Schoß oder bloß massakriert werden würden, kam ein graubärtiger großer Mann auf mich zu. An seinem Hut steckte eine rote Feder, sein goldener Säbel blitzte an seiner Seite. „’ör zu, Mon Ami!“ sprach er mich mit französischem Akzent an. „Mein Name ist Hassan ben Sahid, man nennt mich auch ‚Tagès-le-Noir’. Meine Mission ist, von jedem Schiff, dass in diesen Breitengrad fährt, drei Crewmitglieder mitzunehmen oder das entsprechende Schiff mit Mann uns Maus zu vernischten! Wie willst Du wä’len? Oder soll isch Dir meine Schlagkraft demonstrieren?“ Und hob mit diesen Worten seinen Säbel.

Ich bat mir eine Beratungsfrist mit der Mannschaft aus und er gab mir bis 4 Glasen der Plattfußwache Zeit. So berieten wir uns. Ich vermochte keinen der Mannschaft zu bestimmen, noch konnte ich mich selbst als Geisel anbieten, da meine Mission zur Auffindung Northburgs von meiner Führung abhängt. Darob erboten sich Dick Moby, Eli Ame und Wolfgang O’ Dreary freiwillig auf das Schiff der Piraten zu gehen. Obwohl ich diesen Verlust nur schwer in Kauf nehmen kann, musste ich diesem Angebot zustimmen. Ich versprach aber, sobald es uns möglich sein würde, das Schiff der Piraten wieder zu suchen und meine Getreuen zu befreien. Es scheint hinter dieser Sache mehr zu stecken als eine bloße Entführung. Zu diesem Zeitpunkt vermag ich aber nicht zu sagen, was. Ich werde den Herrn bitten, uns Rat zu senden.

So gingen wir zu Tagès-le-Noir und willigten in den Handel ein. Ohne weiteres Warten wurden die drei Freiwilligen in Ketten gelegt und von den Piraten auf ihr Schiff gebraucht, worauf sie Anker lichteten und im plötzlich aufkommenden Regen verschwanden. Erst um 4 Glasen der Abendwache hatten wir das Schiff soweit fertig gestellt, dass wir einen Notmast gesetzt, die Schäden beseitigt und uns über die nächsten Pläne abgestimmt hatten. Dabei stimmte mir die Mannschaft zu, dass es unser nächstes Ziel sein wird, die drei Kameraden zu retten. Nun gegen Nacht hat der Wind wieder gedreht und wir können die Verfolgung aufnehmen.

In meiner Kajüte fiel mir der grüne Diamant wieder ein, den ich sorgfältig versteckt hatte. Verzweifelt frage ich mich, warum ich diesen nicht anstatt der Kameraden angeboten hatte, aber die Piraten hatten niemals nach Schätzen oder Juwelen gefragt, so war mir der Edelstein nicht in den Sinn gekommen. Ich werde diese Nacht nicht schlafen können vor lauter Vorwürfen. Der einzige Trost ist, dass wir wieder gute Fahrt machen.

SamOht

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15

Donnerstag, 18. Juni 2009, 18:11

Fünfzehnter Bericht der "Buen Esperanza", da noch eine Woche vor uns liegt, bis wir Northburgs vermeintliche Position erreichen.

Wir haben erneut eine Insel entdeckt!
Auch diese Insel war nicht sehr groß, stellte aber so ziemlich das Gegenteil dessen dar, was wir vor vier Tagen entdeckt hatten. Während es auf der Morlainsel sehr idyllisch war, ragten hier hohe und steile Klippen aus dem Meer, Riffe machten die Navigation schwierig. Als wir um die Insel fuhren, konnten wir beobachten, wie hinter den Klippen grauer Rauch aufstieg. Auf den Riffen entdeckte ich grüne und graue drachenähnliche Wesen, die uns erbost nachschauten.

Hinter einer kleinen Bucht kam uns ein eingeborener Fischer auf einem Einbaum entgegen. Erstaunlich, aber er sprach unsere Sprache fließend und warnte uns, dass sich auf der Insel gefährliche Korsaren eingenistet hätten. Er sei einer der wenigen verbliebenen Eingeborenen, die von den Piraten gezwungen würden, Nahrung zu beschaffen. Damit deutete er auf seine Fischerhütte, die auf Holzstelzen ruhte. Er deutete an, dass auf dieser Insel ein Fluch läge, der es jedem verbieten würde, diese zu verlassen, sofern er sich auf diese begeben würde und kein Korsar sei. Auf diesen Fluch angesprochen, erzählte uns der Fischer, dass vor hundert Jahren ein Pirat hier einen Schatz gestohlen habe und darob von der Priesterin der Eingeborenen verflucht worden war.
Solange der Schatz nicht vollständig sei, wären die Piraten und alle auf dieser Insel gezwungen, ewig ihr trübes Dasein zu fristen. Weiterhin müssten die Piraten jedes Jahr ihre Mannschaft um drei Seelen verstärken, so viele eben, wie Stücke aus dem Schatz fehlten.

Ich überlegte, dass man den Piraten wohl den gefundenen Diamanten, meinen Siegelring und ein weiteres Schmuckstück als Bestandteil des Schatzes anbieten und somit unsere Mannschaftsglieder auslösen könnte. Deshalb werde ich diese Nacht die Insel und das Lager der Piraten auskundschaften und feststellen lassen, an welcher Stelle man gut anlanden kann. Dabei werde ich das Boot der Kundschafter anführen.

In der Mannschaft fragte ich, ob noch ein Schmuckstück vorhanden wäre, das sich als Schatzteil ausgeben ließe. Dem war allerdings nicht so. Leon Ellore machte daraufhin den Vorschlag, alle Münzen der Mannschaft und alles Goldene zu sammeln, einzuschmelzen und zu einem falschen Medaillon zu bearbeiten. Er hätte alles dafür Notwendige an Bord. Dem stimmten wir zu.

In dieser Nacht werden wir mit den Schmuckstücken (die wir als Pfand im Falle eines Falles anbieten können) den Plan in die Tat umsetzen, nachdem wir einen sicheren Ankerplatz und das Piratennest gefunden haben.

SamOht

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16

Freitag, 19. Juni 2009, 16:19

Sechzehnter Bericht der "Buen Esperanza", 6 Tage verbleiben.

nachdem das falsche Medaillion hergestellt und die Nacht hereingebrochen war machte ich mich mit einer Gruppe Freiwilliger, darunter Smith und Kess, in unserem Beiboot auf die Suche nach den verlorenen Crewmitgliedern. Wir ruderten an den Riffen vorbei und steuerten eine kleine Bucht an, an der die Klippen nicht ganz so steil und hoch auf die Insel hinaufragten. Dort machten wir das Boot an den Klippen fest und banden uns ein langes Seil um die Hüften. Alsdann kletterten wir vorsichtig, mit Haken und Belegnägeln bewaffnet, die Klippen empor. Alle paar Schritte hämmerten Smith und ich einen Belegnagel in die Felsen und banden ein zweites Seil darum, dies würde unseren späteren Rückzug vereinfachen und beschleunigen.

Den Hauptzugang zur Inseloberfläche hatten wir in den Stunden davor ausgekundschaftet gehabt: Dieser hatte zwar einen leichteren, mit Treppen versehenen Zugang besessen, war aber gleichzeitig von zwei Wachposten geschützt worden. Im Licht der Feuer der Wachen hatten wir mehrere Armbrüste aufblitzen sehen, hier war ein Durchkommen ohne Verluste, geschweige denn ohne Alarm auszulösen, unmöglich. Dank unserer Vorsicht waren wir aber unentdeckt geblieben.

Langsam näherten wir bei unserem Aufstieg der Oberfläche der Insel, die fast wie ein Tafelberg und einer verlorenen Welt ähnlich aus dem Wasser ragte. Fast konnte man noch die Tierstimmen vorsintflutlicher Tage zu hören, so laut erklangen Zwitschern, Heulen und Brummnen durch die Nacht. Dies war uns nur recht, denn diese geräusche verdeckten usnere eigenen, insbesondere jedoch das Hämmern der Belegnägel in den Felsen.

Nach einer ungefähren halben Stunde waren wir unversehrt auf dem Inselplateau angekommen. Wir sicherten unseren Fluchtweg und ließen ein Mitgleid der Gruppe als Wache zurück. Dann begaben wir uns Richtung Inselinneres. Hier kamen wir aufgrund des dichten und dornigen Gestrüpps trotz unserer frisch geschärften Säbel nur langsam vorwärts, schon bald konnte ich das Schnaufen von Kess hinter mir hören. Kein Wunder, schließlich waren wir lange Landausflüge seit zwei Wochen nicht mehr gewöhnt. Auf einer kleinen Lichtung im Gestrüpp ließen wir uns kurz nieder. Das Hauptquartier der Piraten war nun nicht mehr weit. Wir besprachen unser weiteres Vorgehen. Dabei sollte Kess sich an die Wachen heranschleichen, sie betäuben, fesseln und knebeln. Aus Bedenken vor der Rache der Piraten befahl ich, niemanden umzubringen.

Wenn der Mond hinter dem Horizont verschwunden sein würde, würden wir die Festung angreifen.

(Forsetzung folgt)

SamOht

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17

Sonntag, 21. Juni 2009, 16:22

Siebzehnter Bericht der "Buen Esperanza", noch fünf Tage.

In der Nacht schlichen wir uns in Richtung des Piratenlagers. Von einem kleinen Graben umgeben und mit Palisaden umzäunt lag das Lager auf einer kleinen Anhöhe. In seinem Mittelpunkt erstrahlte der rötliche Schein eines Lagerfeuers. Offensichtlich fühlten sich die Piraten hier sicher, denn wir konnten nur drei Wachen ausmachen. Durch Beobachtung hatten wir festgestellt, dass die Wachen alle 2 Stunden abgelöst wurden. Kess schlich sich an die erste Wache, überwältigte sie und schleppte sie in unser Versteck, welches wir zwischen einigen Felsen in der Nähe des Lagers errichtet hatten.


Nachdem Kess unser Versteck erreicht hatte, zog er die Kleidung der Wache an, wir hingegen fesselten und knebelten den Gefangenen. Dann begab sich Kess wieder zum Lager. Bei Wachwechsel gestaltete sich diese Vorgehensweise erneut und Smith tauschte die Kleidung. Er begab sich diesmal aber zum zweiten Wachtposten und überwältigte diesen. So kam auch ich an die Kleidung eines der Piraten. Ich begab mich ins Lager und wartete auf die Kameraden, die beim nächsten Wachwechsel folgten. Dass das Verschwinden des Wachtposten nicht weiter auffiel schreibe ich der mangelhaften Organisation der Piraten zu, zum Einen dem Genuss von Alkohol, zum Anderen der Tatsache, dass den wenigen Wachen nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde.

Schnell machten wir dann auch das Gefängnis unserer Verschwundenen aus. Das Problem war, dass sie sich in der Hütte des Piratenkapitäns befanden. Einen Tunnel in die Hütte graben war uns aufgrund der mangelnden Zeit und in Anbetracht fehlender Werkzeuge unmöglich und selbst in betrunkenem Zustand würde er uns erkennen. So musste ich in Erinnerung an die Worte des Insulaners allers auf eine Karte setzen. So stellten wir uns im Morgengrauen vor das Zelt des Kapitäns, ich hielt die Schatzstücke in meiner Hand. Als dann der Kapitän vor sein Zelt trat, erkannte er uns trotz unserer Verkleidung sofort wieder und wollte uns festnehmen lassen. Ich hielt ihm aber die drei Schatzteile vor und verlangte die Herausgabe der Gefangenen, wobei ich ihn noch einmal drauf aufmerksam machte, dass er an diesen Fluch gebunden sei und sonst mitsamt seiner ganzen Mannschaft zur Hölle fahren solle. Er könne uns dann dabei ruhig mitnehmen.

Tagès betrachtete sich die Schmuckstücke, insbesondere aber den grünen Diamanten aus dem Vulkan. "Mon Ami!", brummte er. "Ihr 'abt mit diesem Diamanten alleine me'r für misch und meine Crew getan als isch für meine Mannschaft. Denn wisst, dieser Diamant ist direkt aus der 'ölle und als ich diesen sta'l, lud isch auch den Fluch auf meine Mannschaft! Weil i'hr aber diesen Diamanten gefunden 'abt und mir bringt seit i'r und eure Leute frei und wir von unserem Fluch befreit! Ne'mt mein Schiff und unsere Vorräte, wir werden sie nischt mehr brauchen!" Damit zerfielen Tagès und seine Kameraden mitsamt dem grünen Diamanten zu Staub.

Wir sammelten den Staub auf und begruben ihn in der Mitte des Lagers. Dann setzten wir in Andenken an die Piraten einen Gedenkstein und verließen mit unseren dankbaren Kameraden die Insel. Das Piratenschiff konnten wir natürlich nicht mitnehmen, deshalb zerstörten wir seine Kanonen und nahmen einige Waffen und Vorräte mit. Was wir nicht mitnehmen konnten, ließen wir auf dem Schiff, schlugen ein Leck in ebendieses und versenkten es so, auf dass nicht ein anderer Pirat käme und es als Waffe missbrauchte.

SamOht

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Sonntag, 21. Juni 2009, 16:51

Achtzehnter Bericht der "Buen Esperanza". Tag des Herrn und noch vier Tage.

Nach dem heil überstandenen Abenteuer bei den Piraten dankten wir wieder bei gutem Wetter dem Herrn für seinen Schutz und für unsere wiedergefundenen Kameraden. Nach dem Gottesdienst an Deck des Schiffes begab ich mich in meine Koje und öffnete eine der Truhen, die ich aus der Kajüte des Piratenkapitäns mitgenommen hatte. Ein Logbuch fand ich zwar nicht; dafür aber etwas, was für uns viel wertvoller ist, eine Karte dieser Region! Ich holte sofort die Offiziere zusammen und studierte mit ihnen die Karte. Schnell konnten wir die Pirateninsel auf der Karte entdecken und erkannten, dass es kaum noch 100 Seemeilen bis zur nächsten großen Inselgruppe war. War dies die Gegend, in der Northburg verschwunden war?

Am Abend fanden wir die Inselgruppe! Der Herr sei gepriesen! Glücklich ankerten wir in einem kleinen Hafen der größten Hauptinsel und machten uns auf die Suche nach Einwohnern. In einem dichten Wald stießen wir denn auch bald auf ein kleines Dorf mit Marktplatz, Markthaus, einer kleinen Kapelle und ungefähr zwanzig strohgedeckten Bauernkaten. Misstrauisch lugten die Köpfe von Kindern und Frauen aus den Häusern, schnell wurden aber sogleich die Fenster und Türen geschlossen. So begaben wir uns auf die Suche nach den Männern dieser Siedlung. Hinter dem Dorf ererichten wir auch bald einige Felder mit seltsamen Pflanzen und einige Obstwiesen. Unsere Ankunft wurde auch gleich bemerkt und ungefähr zehn Bauern kamen vorsichtig mit erhobenen Dreschflegeln, Schaufeln und anderen Werkzeugen auf uns zu.

Ich deutete mit Gesten an, dass wir in Frieden kämen, doch einer der Bauern trat vor und fragte mich in meiner Sprache: "Man nennt mich Vater Abraham, ich bin hier der Schultheiß und was ihr hier seht ist unser Land. Wir werden es bis zum letzten Mann verteidigen!" Ich wunderte mich, ob seiner Sprachkenntnisse und erklärte, dass wir nicht hierhergekommen wären, um Streit sondern um einen Forscher Namens Northburg zu suchen. Dann fragte ich ihn, woher er meine Sprache kennte und ob er uns einen Weg zu Northburg weisen könnte.

Vater Abraham erklärte uns, dass das Dorf die Gründung einiger Siedler sei, die vor mehr als 20 Jahren unser Heimatland verlassen hatten, hier hätten sie sich von ihrem Führer, eben dem von uns gesuchten Northburg, getrennt, der die Insel hätte weiter erkunden wollen. Da es hier aber durch den Wald einen Schutz vor neugierigen Blicken und durch die fruchtbare Erde reichhaltige Nahrung und Pflanzen zur Herstellung von Kleidung gäbe, hätte seine Gruppe eine weitere Erkundung der Insel abgelehnt. Northburg selbst sei zum letzten Mal in der Nähe eines Steinkreises mit riesigen Felsblöcken erblickt worden.

Wir werden uns morgen auf den Weg zu diesem Steinkreis machen, auch wenn Vater Abraham uns vor Gefahren, giftigen Tieren und vor kleinen blauen Wichteln auf dem Weg gewarnt hat. Ich glaube aber eher, dass das Erscheinen letzterer auf einen übermäßigen Genuss an den seltsamen Früchten, die hier wachsen, zurückzuführen ist. Ich würde einen vergorenen Saft davon jedenfalls nicht trinken. Bis dahin bat ich den Schultheiß, uns Obdach zu gewähren.

SamOht

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Montag, 22. Juni 2009, 17:08

Neunzehnter Bericht der "Buen Esperanza". Noch drei Tage.

Ich glaube fest, dass wir kurz davor stehen, Northburg zu finden.
Am morgen machten wir uns auf den Weg zu dem geheimnisvollen Steinkreis. Kleine blaue Wichtel trafen wir nicht, aber auf dem Weg dorthin, der sich als länger und anstrengender gestaltete als gedacht, sahen wir viele seltsame Tiere, die in unserer Heimat nicht bekannt sind, so zum Beispiel rot-schwarz gestreifte fuchsähnliche Tiere mit dichtem Fell, die uns misstrauisch von den Ästen eines großen Baumes aus beobachteten. Dieser Baum strömte dabei einen sehr angenehmen Duft aus, der uns tiefer durchatmen ließ. Ich ließ einige Blätter aufsammeln. Wir werden sehen, wozu man sie gebrauchen kann.

Schließlich kamen wir nach Durchquerung eines Waldes und einer kleinen Ebene an einen Fluss. Hier machten wir Rast und versorgten uns mit Fischen und frischem Wasser. Ein herrlicher Platz war das dort! Ich beginne damit, zu überlegen ob ich hier nicht eine neue Siedlung gründen soll. Aber erst müssen wir Northburgh finden.

Wir fanden schnell eine Furt durch den Fluss und kamen am Nachmittag in eine kleine gebirgige und felsige Gegend. Der Bewuchs hörte hier fast ganz auf, nur noch einige kleine Bäume säumten unseren Weg, außer Vögeln trafen wir weiter keine Tiere. Der Weg zum Steinkreis führte sanft ansteigend durch immer felsigeres Gebiet, bis wir an eine Engstelle kamen, die durch zwei Steinsäulen eingegrenzt war. Auf diesen Säulen konnten wir rätselhafte Bilder und Zeichen erkennen, wahrscheinlich hatte hier ein altes Volk seine Erfolge dokumentiert. Einer aus der Mannschaft, der uns begleitete, Hans Schenk, erkannte einige der Symbole aus seiner Heimat, meinte aber dies wäre ein alter ausgestorbener Dialekt. Er könne zwar etwas von einer Siedlung namens "Mogontiacum" und von einem Volk von Entwicklern lesen, er wüsste aber nicht, was es mit diesem Volk auf sich hätte und welche Erfolge es dargestellt hätte, außer dass er Bezeichnungen wie "Kämpft-wie-Sau" oder "die Dunkle Seite" gemeint wären. Nur das Symbol eines Friedhofs wertete er als klare Warnung.

Trotz dieser Warnung folgten wir dem Weg, der sich nun durch die Felsen schlängelte. Schließlich erreichten wir den Steinkreis. Ein großes Loch klaffte zwischen den riesigen Quadern, offensichtlich hatten hier schon andere Schatzjäger gesucht. Die Steinquader selbst waren absolut glatt behauen. Ich fragte mich, wie es einem so alten Volk gelungen sein mochte, diese Steine zu bearbeiten. Auch hier fanden sich wieder Bilder und Schriftzeichen, die Schenk nur teilweise entziffern konnte. Ihm fiel aber auf, dass auf jedem der Quader ein Symbol aus der Bibel dargestellt ist. Ich erinnerte mich, dass ich Northburghs Bibel, die er vor seiner Abreise meinem Vater hinterlassen hatte, noch auf der Buen Esperanza hatte. Vielleicht hilft sie uns bei diesen Symbolen.

Ich schickte einen Matrosen zurück zur Buen Esperanza, er wird aber nicht vor morgen wiederkehren. Solange richteten wir hier ein Lager auf und bauten kleine Unterstände und eine Palisade zum Schutz vor den Gefahren der Nacht.

SamOht

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Dienstag, 23. Juni 2009, 17:28

Zwanzigster Bericht der "Buen Esperanza". Noch zwei Tage.

Heute morgen kam der Matrose zurück und ich nahm mir Northburgs Bibel vor. Dabei bemerkte ich, dass einige Geschichten im alten Testament angestrichen waren, darunter waren die Arche Noahs, die Heuschreckenplage in Ägypten zur Zeit Moses, die fallenden Mauern von Jericho, die Zerstörung Sodoms, Daniel in der Löwengrube, die Köpfung Holofernes durch Judith und das Bankett des Belsazar mit dem "Mene Tekel" an der Wand. Also sieben Geschichten. Des weiteren fand ich den Spruch unseres Herrn nach seiner Auferstehung: "Noli me Tangere" also "Rühr mich nicht an" durchgestrichen. Ich schloss daraus, dass wir im Steinkreis diese Symbole finden und berühren mussten. Was dann passieren würde, konnte ich mir nicht vorstellen.

Wir suchten also die Geschichten auf den Steinquadern, was sich als recht schwierig erwies, weil von diesen Geschichten immer nur ein Element dargestellt wurde. Zwar fanden wir recht schnell das Bild eines Löwen für die Danielgeschichte, ein Schiff für die Arche, eine brennende Stadt für Sodom und eine Darstellung einer zerstörten Mauer für Jericho. Aber weder eine Heuschrecke noch einen Kopf, geschweige denn die Darstellung eines Festmahles war zu finden. Wir wollten schon unsere Suche abbrechen, als Hans Schenk auf einem Steinquader die Worte "Pa-ssuffdeige-wischduff" fand. Ich fragte, ihn was denn dieses "Pa-ssuff" wäre und er sagte, dass dieser Begriff in der alten Sprache seines Volkes dem "Mene Tekel" entspräche also eine Mahnung zum Maßhalten darstellte.

(Quelle nachträglich eingefügt: Rembrandt: Belsazar's Festmahl. Anm. des Übersetzers)

Nachdem uns also klar war, dass die Geschichten genausogut auch in Form von Rebusrätseln dargestellt worden sein konnten, ließen wir Schenk weiter nach ähnlichen Begriffen suchen. Mit "Esre-schentviech-zeuch" konnte Schenk auch dann bald einen Bezug zur Heuschreckenplage finden. Mir war jedenfalls unklar, was das zu bedeuten hatte, aber ich vertraute dem guten Hans. Zuletzt fand Schenk auch den Bezug zur Köpfungsgeschichte mit "ischdreh-dewersch-ingab". Schenk meinte "Wersching" sei so etwas wie Kopf, ganz sicher sei er sich allerdings nicht, denn die Sprache der alten Mogontiacer hätte sich seitdem sehr geändert und es handele sich eher um Laut- als um Schriftsprache. Ich fand es erstaunlich, dass ein so primitives Volk wie die Mogontiacer überhaupt etwas erfinden konnten und nun deutete Schenk an, sie hätten die Schrift erfunden?

Nachdem wir nun alle sieben Sprüche und Bilder beisammen hatten, berührte ich nacheinander alle, aber nichts passierte, auch nicht, als ich sie in der Reihenfolge der Erwähnung in der Bibel berühren ließ. Erst als ich bei jedem Symbol einen Matrosen postierte und alles gleichzeitig berühren ließ, passierte etwas: Die Symbole leuchteten rot auf und eine der Vertiefungen im Steinkreis füllte sich schnell mit mattem brodelndem hellblauem Wasser. Nachdem erst eine große Fontäne nach oben gespritzt war, beruhigte sich das Wasser aber schnell wieder.

Zuerst waren wir enttäuscht, dass nichts weiteres passierte. Vorsichtshalber ließ ich aber niemandem von diesem seltsamen Wasser trinken oder es berühren. Ich nahm mir deshalb einen Stein und schmiss ihn in das mysteriöse Wasser. Auch jetzt passierte nichts. Gerade als ich überlegte, nicht einen Freiwilligen in das Wasser tauchen zu lassen, verschwand es wieder ganz plötzlich. Auch der Stein war auf dem Boden der Vertiefung nicht zu finden.

Morgen werden wir das Wasser erneut herbeirufen. Dann werde ich selbst in das Wasser eintauchen. ich frage mich, wohin der Stein verschwunden sein könnte?