Es klopft an der Tür, ich knurre ein 'Herein', Wilson erscheint und grinst als er das Schiffstagebuch sieht. Was grinst du John frage ich, er grinst weiter und fragt ob ich wieder über die russische Schönheit schreibe. Ich greif nach meinen silbernen Weinbecher und tue so als ob ich nach ihm werfen will, er duckt sich. Ich stell den Becher wieder hin und wir lachen kräftig dahin. Was gibt es wenn du selber kommst, er meldet dass die Waren für die Franzosen entladen sind und fragt wie es weiter geht. Wir beraten eine Weile und einigen uns erst mal eine Inventur zu machen, die Wasserfässer zu reinigen und aufzufüllen. Dann beauftrage ich ihn zwei Gruppen zu bilden, eine bekommt heute Landgang , die andere morgen. Wir trinken noch einen Schluck Wein und er geht wieder. Ich widme mich wieder dem Schiffstagebuch....
Also die letzte Nacht in Reval verging schnell. Am Morgen wurde es schon sehr früh laut im Hafen. Die Werftarbeiter rückten an und entfernten die Baugerüste am Schiff, der neue Farbanstich war gestern fertig geworden, trocken war die Farbe noch nicht ganz, aber irgendwas lag in der Luft. Als ich an Deck erschien machte der 1. Steuermann, er hatte Deckwache, Meldung und zeigte Richtung See, ich erkannte 3 Kriegsschiffe, der Flagge nach wohl russische, sie lagen vor Anker. Sind heute Nacht angekommen denke ich, hat bestimmt etwas mit den Tumulten von gestern Abend zu tun. Ich ging zum Landungssteg, hier hatten Ben Jussuf und Sedlow, der Brandenburger, Stegwache. Sie meldeten keine Vorkommnisse, ich gab Sedlow ein Zeichen und wir verließen das Schiff. Ich kontrollierte noch einmal die Schiffswand, konnte keinen Makel erkennen. Die Werftarbeiter waren fertig und transportierten das Baumaterial ab. Kurz bevor wir wieder aufs Schiff gehen wollte, kam eine Troika angeprescht, der Hafenkommandant und einer der Hetmänner saßen darin, sie hielten an und stiegen aus, wir begrüßten uns, der Hetmann wirkte etwas kühl, der Kommandant fragte ob ich mit der Reparatur zufrieden wäre, ich bejahte und lud ihn an Bord ein, er lehnte ab, er habe keine Zeit und sah in Richtung Kriegsschiffe. Ob wir zum Auslaufen eine Schleppkutter bräuchten fragte er oder ob wir so aus dem Hafen kämen. Ich blickte kurz zum Toppmast, der Wind stand günstig, es geht so sagte ich. Jetzt kam eine Schar Kossacken in den Hafen geritten, der Bojar wurde unruhig und raunte mir zu so schnell wie möglich abzulegen, dann richtete er mir noch einen Gruß von seiner Tochter aus, sie bedaure nicht erscheinen zu können. Der Hetmann knurrte etwas und sie stiegen in die Kutsche und verschwanden. Wir eilten an Deck, Wilson gab Befehl abzulegen. Nach einer Stunde passierten wir die Kriegsschiffe, ich grüßte freundlich hinüber, man grüßte zurück. Ich gab Befehl jeden Stofffetzen zu setzen wir rauschten Richtung Ostsee. Damit hat sich das Thema russische Schönheit auch erledigt oder nicht.....
Wir sind nach 12 Tagen unbehelligt in La Rochelle angekommen.