Ok, ich auch, ich bin zwar noch nicht lange dabei, kenne 1701 gar nicht (und da ich die Siedler nicht mag - deren letzten Erguss kenne ich aber noch nicht - und mir von Screenshots und Beschreibungen 1701 sehr Siedler-maessig daherzukommen scheint, glaube ich auch nicht, dass ich was verpasst habe), hab mit 1503 angefangen und spiele es mit Begeisterung, hab 1602 probiert aber fand es zu "hoelzern" - meine "Wuensche" stuetzen sich auf meine ungebrochene Begeisterung darueber, in einer mittelalterlichen Stadt aufgewachsen zu sein, diese immer noch abgoettisch zu lieben und zu gerne einmal nachbauen zu wollen.
Soll heissen, ich bin Mittelalterfan, aber ohne den Kostuemzwang und die MA-Markt-Szene, die Europa dieser Tage so heimsucht.
Also, ich spiele nach wie vor sehr gerne 1503 - als Aufbau- und als "Schoenbau"-Spiel. Meiner Idealvorstellung, meine Geburtsstadt nachbauen zu koennen, steht dabei das Raster als allerkleinstes Uebel im Wege. Ich hab andere Vorstellungen, viele von denen werden sich aber aus Gruenden der Technik-Limitationen nicht realisieren lassen.
Was mich an 1503 IMMER gestoert hat war dieser "Uebervater-Effekt". Die Leute, die was produzieren, zaehlen nicht als Einwohner (und brauchen nichts zum Leben) - und die Einwohner produzieren nix. Woher kriegt die Bande die Kohle, die sie an den Marktstaenden verschleudern???? Der liebe "Vater Staat" (ich nenn den "Herrscher" einfach mal so), der ihnen alles in den Rachen schmeisst, damit sie was kaufen und er Geld macht? Das ist fuer meine Begriffe doch ein sehr "sozialistisches" Prinzip. Im Mittelalter waren wir aber vom Sozialismus sehr weit entfernt, da herrschte (zumeist) ein feudalistisches, und das beruhte darauf, ihr gehoert mir, nun knechtet, und ich ernaehre euch dafuer. Die Einwohner in 1503 machen aber nix, die geben nur aus. Die perfekte Welt! Nur eben nicht sehr realistisch. Erst bei den Kaufleuten koennte sich dieser "Faulheits-Effekt" erklaeren, dann heisst es "mein Geld arbeitet, so dass ich nicht arbeiten muss". Aber selbst der Buerger muss irgendeinen Betrieb sein eigen nennen, um sich und seine Familie zu ernaehren.
Im Sinne des Realismus waere mir ein "echtes" historisches Spiel lieber. Soll heissen, es gibt verschiedene Ansaetze.
1. Man kann einfach eine kleine Gruppe Menschen sich irgendwo ansiedeln lassen und gaaanz langsam hocharbeiten. Man beginnt mit einem kleinen Vorrat an Holz und Werkzeug, ein Waldmann siedelt sich und seine Familie an, baut sich ein Haus, faengt an, Baeume zu faellen und schickt seinen Sohn oder Bruder auf die Jagd (vermeidet das Beduerfnis nach einem zweiten Wohnhaus). Ein anderer "Entwurzelter" kommt mit seiner Familie ganz zufaellig vorbei, fragt, ob er sich daneben niederlassen darf, und in schoener Gemeinschaftlichkeit werkeln die beiden vor sich hin - ohne dass da Geld im Spiel waere! Das kommt erst auf, wenn die Siedlung nach und nach zu gross wird und zu unuebersichtlich fuer die schoene Gemeinsamkeit (Tausch usw.), dann muss man das anders regeln - mit Geld. Aber immer wichtig: jeder, der in der Siedlung wohnt, hat auch was zu tun, um sich sein taeglich Brot zu verdienen (oder den Stoff oder den Schuh).
2. Ein anderer Ansatz, der dem "Uebervater-Prinzip" naeher kommt, ist, dass ein reicher Mensch sich und seiner Familie ein neues Domizil errichtet (oder ein Familienstift, also irgendwas reichsfuerstliches, reichsfreies, was weiss ich) und dazu eine Siedlung anlegt, wo dann Arbeiter fuer sein (des reichen Menschen) Wohl sorgen. Auch dort gilt: ohne Job kein Dach ueberm Kopp! Und nach und nach koennen sich diese Arbeiter dann "verselbstaendigen" und die Stadt entsteht - und erst dann gibt es die Moeglichkeit, Buerger zu werden - wenn dem Arbeiter sein Stueck Land und sein Haus gehoert. Das kann Generationen dauern, aber es waere erheblich realistischer, als da so 10000 Nasen auf eine Insel zu hocken, die immer nur Geld ausgeben, aber keins verdienen.
Ich weiss, dass beide Herangehensweisen doch so manches von den Siedlern und anderen Spielen kopieren. Aber es soll halt doch anders sein, indem man seine Stadt selber anlegt, selber nach Wunsch vergroessert, und die Gebaeude je nach Wohlstand der Bewohner upgradet.
Denn das ist noch so ein Ding: Warum gehoert die Kohle eines jeden einzelnen Bewohners, auch wenn er ein Kaufmann ist, bei 1503 immer dem "Herrscher"? Das ist nicht wirklich realitaetsnah. Spaetestens ab dem Buerger machen die Bewohner ihr eigenes Geld, und der Herrscher lebt von den Steuern (ich weiss, dass Prinzip "Steuern" missfaellt vielen 1503- und 1602-Spielern sehr, ist aber realitaetsnaeher). Die einzigen, die dann noch vom Herrscher Kohle kriegen sollten, waeren die Soehne der Buerger und Kaufleute, die im Heer anheuern.
Saemtliche Produktionsstaetten gehoeren dem Herrscher, und daher hat er seine "Karrensklaven" die tagaus tagein rumfahren und einsammeln. Auch etwas realitaetsfern - die Produktionsbetriebe sollten von Einwohnern der Stadt gefuehrt werden, ihnen spaeter gehoeren, und sie selber haben sich zu kuemmern, wie die Waren verkauft werden (wenn die Stadt zu gross wird, um das fuer jeden einzelnen Betrieb manuell zu steuern, kann man das automatisieren, dann wird ein Meister eingestellt und wieder kann man ein weiteres Haus in seine Stadt setzen...). Das Prinzip hat mir in "Die Gilde" sehr gut gefallen - aber das Spiel hat wieder andere Limitationen, die es nach ein paar Runden fuer mich langweilig gemacht haben.
Und viel viel mehr Produktionsketten wuerden fuer mich auch dazugehoeren. Mehl reicht nicht fuer's Brotbacken - bisserl Wasser muss da auch ran (allgemein finde ich die "Wasserversorgung" in 1503-Siedlungen etwas eng
)
Krieg fuehren kommt bei mir immer aussen vor. Braeuchte es gar nicht geben. In 1503 mache ich nur deswegen immer Radau, weil einer der CG mich anders nicht an die Edelsteine ranlaesst, die ich fuer meine Aris gerne haette, und weil der mich eh immer beschiesst, sobald ich ihn von den Edelsteinen wegfege, kann ich ihn auch gleich ganz ausrotten...). Die reichen Handelsstaedte des Mittelalters sind selten durchs Kriegfuehren reich geworden - durch Kriege wie den dreissigjaehrigen sind die eher verarmt. Andere Staedte / andere Fuerstentuemer sind nicht Gegner, sondern Handelspartner. Ich braeuchte auch in 1503 den Edelsteinhordenden CG nicht wegfegen, wenn er die Dinger einfach abbauen und mir verkaufen wuerde. Waer ich schon zufrieden.
Soll heissen: fuer mich waere ein perfektes Spiel eine eher an "echten Gegebenheiten der Geschichte" orientierte Simulation, die es mir erlaubt, eine Stadt wie Quedlinburg nach und nach nachzubauen, von den Anfaengen (Quedlinburg begann in den 930ern als reichsfreies Stift mit einer dazugehoerigen Siedlung) bis zur vollentwickelten mittelalterlichen Stadt (Entwicklung zur Stadt begann in QLB ab 1300, spaeter Hanse-Mitglied und nie wirklich verarmt). Und ueber allem darf gerne ein "grosser Vater" (in QLB war's die "grosse Mutter") thronen, dem am Anfang die Bande im Tal gehoert und der spaeter Steuern erhebt.
Was ich nicht will sind so komische "Helden" wie bei den Siedlern (die sind mir nur ein Klotz am Bein), und bitte bitte keine "leibeigenen" Buerger und Kaufleute, das ist historisch zu inakkurat.
Was ich will sind viele Produktionsketten (Jahreszeiten beruecksichtigen waere schoen, aber kein Muss), Pioniere und Siedler die was zu tun haben (bei Pionieren und Siedlern kann ruhig der Zwang bestehen, das Wohnhaus neben dem Produktionsbetrieb zu bauen, spaetestens als Buerger sollte der Einwohner aber die Moeglichkeit haben, sich selbst im Stadtkern was zu bauen und sein urspruengliches Haus - wenn er z.B. ein Forsthaus hat oder eine Erzmine - an seine Arbeiter zu "vermieten") und eine Siedlung die sich nach dem "Angebot vs. Nachfrage" Prinzip weiterentwickelt und nicht durch irgendwelche schmarotzenden Nichtstuenden aufgeblaeht wird.
Womit ich kein Problem haette waere das Raster - es limitiert weniger stark als diese vorgegebenen Standorte fuer Gebaeude und Produktionsstaetten, wie man sie in "Die Siedler" und "Die Gilde" hat, und ich denke, das Prinzip PC-Spiel ist davon abhaengig, entweder mit Raster oder mit vorgezeichneten Standorten zu arbeiten. Dann lieber Raster!
Ich weiss, das ist alles sehr komplex. Vielleicht zu komplex fuer viele. Sicherlich zu komplex fuer heutige Technik. Ist ja auch nur eine absolute Wunschvorstellung. Das waere soooooo schoen, so ein Spiel spielen zu koennen. Die damalige Zeit WIRKLICH nachzuleben. Ich koennte mir da auch vorstellen, dass das copyright-Probleme geben wuerde, wenn man versucht sowas zu realisieren, weil es ja immerhin Ideen von verschiedenen anderen Spielen "klaut".