Simon blieb regungslos auf der Theke liegen. Was gerade eben geschah, war es fast wert in die Top 100 der peinlichsten Simon-Erlebnisse aufgenommen zu werden. "Ich hahbe auf die Schlüsselfiguhr drauvgebrochen" dachte er und schüttelte mit immernoch geschlossenen Augen den Kopf. Simone würde mit Sicherheit in den nächsten 3 Sekunden anfangen zu schreien. Möglicherweise würde sie mit einem Tablett auf ihn einschlagen oder schlimmeres. Voller Panik sagte Simon schnell "Fantasbreit!". Dann öffnete er vorsichtig sein linkes Auge. "Puh!" Es hatte wieder mal gewirkt. Er stieg von der Theke runter zu Simone. "Was sie jetz dringent nötich hat, ist eine Schallduhsche!" dachte Simon. Er steuerte allerdings ersteinmal den Getränkeautomaten an, hielt die Tasten Fanta und Sprite gedrückt und hielt seinen Mund mindestens 4 Minuten abwechselnd unter den einen und den anderen Strahl. Danach stieß er ein erleichtertes "Aaahhhh" und ein "Es wahr wiedermahl fortsühklich Ohma!" aus. Seine Oma hatte ihm dieses Benehmen beigebracht. "Nuhn zuhr Schlüsselfiguhr!" Als reinlicher Mensch hatte er seine mobile Schalldusche natürlich immer dabei. Er hatte Glück. Im Gegensatz zur Zeitmaschine waren Schallduschen auch zu jener Zeit schon erfunden. Die Menschen damals duschten trotzdem noch barbarisch mit kostbarem Trinkwasser, denn erst 2112 wurde die Kosmetikindustrie per Gesetz dazu verpflichtet, das Patent von 1923 endlich freizugeben. Simon zog die Schalldusche aus seiner Hosentasche. Er richtete Sie auf Simone und drückte den roten Knopf. Dann sah er ihr Bild auf dem Display der Schalldusche an. "Analyse läuft..." las Simon laut vor. Und er las es jedesmal vor, wenn er seine Schalldusche benutzte und auch jedesmal fiel ihm dann ein, daß er doch unbedingt seine Oma fragen wollte, was das überhaupt bedeutete. "Anal" hatte er bereits in einem Lexikon nachgeschlagen. Aber "yse" oder das andere Wort, das ihm sehr oft begegnete - "phabet" - hatte er dort nicht gefunden. "Verschmutzungsgrad 8. Bitte wählen Sie Styling und Duft." Mit den Worten "Verstell da bloss nix!" und einem obligatorischen Klaps auf den Hinterkopf hatte Simons Oma ihm immer beigebracht, diese Sequenz einfach zu ignorieren und alles so zu lassen wie es war. Also Styling auf Standard und Duft auf Standard. Bei "Intimbereich" gründlichst, bei "Wäsche mitwaschen", "Maniküre" und "Zähneputzen" einfach das Häkchen und dann "Mintgeschmack" hatte Oma gesagt. Dann auf "Duschen" und fertig. Simon sprach auch das alles mit, dann richtete er die Schalldusche auf Simone und zielte. "Düt...düt...düt...tüüüüüüüüt!" machte die Schalldusche. Er wußte zwar, daß es schönere Schallduschentöne zum runterladen gab, aber seine Oma hatte ihm nie gezeigt, wie man das macht, dabei hätte Simon doch so gerne das "Manamana"-Lied gehabt, weil er unter der Schalldusche gerne sang. "Wir haben damals mit purem lauwarmen Wasser geduscht. Es kam fliessend aus der Wand! Man mußte sich mit Tüchern trocknen und die Haare mußten minutenlang trockengefönt werden! Die Zähne wurden mit einer Bürste geputzt. KANNST DU DIR DAS VORSTELLEN??? MIT EINER BÜRSTE!!!" schimpfte seine Oma immer, wenn er wie sie es nannte "Schnickschnack" mit seiner Schalldusche machen wollte.
Simone sah jetzt wieder ganz passabel aus. Und auch Simons Gesichtszüge hatten sich vollkommen regeneriert...